Staatsanwalt offenbar ein Maulwurf

Chefankläger in den Fällen Wulff und Edathy steht wegen Weitergabe vertraulicher Infos am Pranger

  • Lesedauer: 2 Min.
Der Generalstaatsanwalt Frank Lüttig soll das Leck gewesen sein, durch das interne Ermittlungsdetails in den Fällen Wulff und Edathy an Journalisten geflossen sind.

Hannover. Der Korruptionsprozess gegen Ex-Bundespräsident Christian Wulff hat Frank Lüttig bundesweit bekanntgemacht. Von einem »Chefankläger« war in Zeitungsartikeln die Rede, der »in ungewohnt freimütigen Gesprächen« über den Ablauf des Verfahrens wegen Vorteilsnahme mit Journalisten redete. Genau deshalb ist Lüttig jetzt selbst in den Fokus der Justiz geraten. Wegen der Weitergabe vertraulicher Ermittlungsdetails im Fall des ehemaligen Bundespräsidenten und des früheren Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy (SPD) an die Medien wird gegen Lüttig, den Leiter der Generalstaatsanwaltschaft Celle, ermittelt. Das teilte Niedersachsens Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz (Grüne) am Freitag dem Landtag in Hannover mit. Lüttig werde vorgeworfen, in acht Fällen »in strafbarer Weise Geheiminformationen an Dritte weitergegeben zu haben«. Sieben davon beziehen sich nach Angaben der Ministerin auf Informationen aus dem Verfahren gegen Wulff, einer auf den Fall Edathy. Lüttig war im fraglichen Zeitraum zunächst Leiter der Strafrechtsabteilung im Justizministerium unter Niewisch-Lennartz’ Vorgänger Bernd Busemann (CDU) und übernahm dann 2012 rund drei Monate nach Aufnahme der Ermittlungen gegen Wulff durch die Staatsanwaltschaft Hannover die Leitung der Generalstaatsanwaltschaft in Celle. Diese leitet die Ermittler in Hannover als direkt vorgesetzte Behörde.

Lüttig war damit so etwas wie der Chefermittler sowohl im Fall Wulff als auch im späteren Verfahren gegen Edathy. Niewisch-Lennartz zufolge wird zudem gegen eine zweite Person wegen Geheimnisverrats ermittelt, deren Namen aber nicht genannt wird. Die Ermittlungen gegen Lüttig und den weiteren Verdächtigen führt die Staatsanwaltschaft in Göttingen.

Wulff war wegen des Verdachts der Vorteilsnahme ins Visier der Ermittler geraten. Das Landgericht Hannover sprach ihn jedoch frei. Gegen Edathy wurde Anklage wegen des Besitzes kinderpornografischer Bilddateien erhoben. Der Prozess gegen ihn startet am Montag in Verden. Agenturen/nd

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