Nico Ihle will aufs Podest sprinten

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Im Sommer hat Eisschnellläufer Nico Ihle im Kraftraum geschwitzt wie nie. Der Lohn: vier Podestplätze im Weltcup. Doch krönen würde die Saison für ihn nur eine WM-Medaille.

Astana. Nico Ihle muss lange überlegen, doch eine Antwort will ihm nicht einfallen. Wann hat zum letzten Mal ein deutscher Eissprinter eine Medaille von einer Weltmeisterschaft mit nach Hause gebracht? - So die Frage, die den Hünen aus Chemnitz nachdenklich macht. Es ist einfach schon eine Ewigkeit her. Vor 24 Jahren holte der Berliner Uwe-Jens Mey in Inzell WM-Silber im Sprint-Vierkampf der Eisschnellläufer.

»Ich bin unheimlich heiß auf eine Medaille«, bekennt der muskelbepackte Chemnitzer. »Und dass es bei der Einzelstrecken-WM in Heerenveen nicht geklappt hat, ist für mich eine Riesenmotivation.« Beim Weltcup im niederländischen Eislaufmekka hatte Ihle eine Woche vor der WM noch mit drei dritten Plätzen und einmal Rang vier seine Zugehörigkeit zur unmittelbaren Weltspitze nachgewiesen.

»Wenn das die WM gewesen wäre, hätte ich im Vierkampf hinter dem Russen Pawel Kulischnikow Silber gewonnen. Ich weiß nun, dass es möglich ist«, äußerte sich der 29-Jährige zuversichtlich. Mit dem Sportpalast Alau in Astana in Kasachstan verknüpft Nico Ihle nur angenehme Erinnerungen. »Dort habe ich vor zwei Jahren die Olympia-Qualifikation für Sotschi perfekt gemacht«, sagte der Sachse, der im zurückliegenden Sommer nichts unversucht gelassen hatte, seinen vierten Platz von den Olympischen Winterspielen weiter zu veredeln. Ganze zwölf Hundertstelsekunden oder eine halbe Kufenlänge hatte ihm in Sotschi zur Bronzemedaille über 1000 Meter gefehlt.

Gemeinsam mit dem Chemnitzer Bahnradteam um Ex-Sprint-Weltmeister Stefan Bötticher absolvierte er die Trainingslager. »Natürlich war ich auf dem Rad gegen ihn chancenlos, aber auf dem Eis würde er genauso hinterher laufen«, meinte Ihle schmunzelnd. »Aber das gemeinsame Training hat uns alle voran gebracht.«

Neben Nico Ihle geht für die deutschen Männer in Astana Samuel Schwarz an den Start. Die Anreise zur WM stand aber für Schwarz unter keinem guten Stern. Nachdem sich der Abflug in Frankfurt am Main um über drei Stunden verzögerte, musste der Berliner in Kasachstan mehr als zwei Tage auf seine Schlittschuhe warten. Sein gesamtes Reisegepäck war nicht an Bord der Maschine. »Wir haben gedacht: Wir sind ganz clever und packen ein paar Schlittschuhe in seinen Koffer und das andere Paar in mein Gepäck. Aber der Trick ging nicht auf, auch ich musste mehr als zwei Tage auf mein Gepäck warten«, berichtete sein Trainer Thomas Schubert.

Damit konnte sein Schützling erst am Donnerstag sein erstes Training auf dem Eis im Sportpalast Alau absolvieren, wo am Samstag und Sonntag die Titelkämpfe im Sprintvierkampf auf dem Programm stehen. Nico Ihle hatte Glück, sein Gepäck war ordnungsgemäß abgefertigt worden.

Den ersten Weltcup-Sieg seiner Karriere durfte Ihle im Dezember in Berlin vor heimischer Kulisse genießen. Nun also Astana. Der vorletzte Wettkampf der Saison. »Ich muss einfach locker rangehen, darf nicht verkrampfen. Dann ist alles drin.« Vielleicht sogar die erste WM-Medaille eines deutschen Eissprinters seit 24 Jahren.

Bei den Frauen wird Judith Hesse aus Erfurt als einzige Deutsche die WM in Angriff nehmen. »Ich denke schon, dass Nico Ihle und Judith Hesse gute Karten haben«, sagte Chefbundestrainer Markus Eicher. Agenturen/nd

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