Salzlauge geht nach drüben

Thüringer Gemeinde klagt gegen Genehmigung für Tiefenbohrung von K+S

  • Lesedauer: 2 Min.
Salzhaltige Abwässer der Kali-Industrie im Boden und in der Werra beunruhigen viele Menschen. Bei der Debatte geht es immer wieder auch um Behördenentscheidungen in Hessen und Thüringen.

Meiningen. Eine mögliche Trinkwasser-Gefährdung durch salzhaltige Produktionsabwässer des Kali-Konzerns K+S AG (Kassel) beschäftigt erneut Thüringen. Das Verwaltungsgericht Meiningen wird voraussichtlich am Dienstag eine Klage der Gemeinde Gerstungen verhandeln, bei der es um eine Messbohrung geht. Der Ort im Wartburgkreis sieht seine Trinkwasserversorgung gefährdet, weil auf hessischer Seite des Kali-Reviers Werra Salzlauge in den Boden verpresst werde. Ein Sprecher des Verwaltungsgerichts Meiningen bestätigte den Verhandlungstermin.

Die Gemeinde Gerstungen klage gegen das Thüringer Landesbergamt wegen einer K+S erteilten Erlaubnis für eine Bohrung in bis zu 365 Meter Tiefe, sagte der Gerichtssprecher auf Anfrage. Gerstungen liegt an der Landesgrenze zu Hessen. Geladen zu der Verhandlung sei die K+S GmbH, die mehrere Kali-Werke und Gruben mit nach eigenen Angaben mehr als 4000 Beschäftigten im Werra-Gebiet betreibt.

Mit der Bohrung sollen die Auswirkungen der in Hessen erlaubten Versenkung von Kali-Produktionsabwässern auf das Grundwasser in der Gerstunger Mulde überprüft werden, hieß es. Die Gemeinde will den Angaben zufolge auch erreichen, dass die Bohrung nicht als Messstelle genutzt und die gewonnenen Daten möglicherweise für Genehmigungsverfahren zur Laugenversenkung eingesetzt werden. Nach ihrer Auffassung ermöglichen die Messungen in den vorgesehenen Bodenschichten keine realistische Einschätzung der Grundwassergefährdung.

Gerstungens Bürgermeister Werner Hartung hatte Ende Februar erneut vom Thüringer Landesbergamt die Offenlegung von Daten über eine mögliche Belastung des Grundwassers durch Kali-Produktionsabwässer verlangt. Betroffenen wie der Gemeinde Gerstungen bleibe bisher nur der Klageweg, hatte er seine Forderung begründet.

Nach einem vor einigen Wochen bekanntgewordenen Gutachten des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie von Sommer 2014 steigt die Chloridkonzentration in mehreren osthessischen Trinkwasserbrunnen. dpa/nd

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