Bibbern unterm Sonnensegel

Ein polnischer Bürgermeister hat geholfen: Im Blumberger Lenné-Park wurde der neue Festplatz eröffnet

Der von mehreren Kommunen getragene Regionalpark Barnimer Feldmark konnte Investitionen in Landschaftsparks organisieren - in Blumberg und Hirschfelde.

Kaum haben sich die Gäste entfernt, rücken Arbeiter mit einer Leiter an. Soeben wurde der neue Festplatz im Blumberger Lenné-Park feierlich eröffnet. Das zwischen den Pfeilern des Sonnensegels angebrachte Flatterband ist durchgeschnitten. Nun holen die Arbeiter das gerade erst gespannte Sonnensegel wieder ein. Das Stück kann noch geschont werden, denn das zwischenzeitlich frühlingshafte Wetter hat sich wieder geändert. Es herrschen noch einmal Temperaturen um den Gefrierpunkt. Darum strömen die Gäste schnell in einen warmen Saal am Rande des Parks.

Vor zwei Jahren begannen die Bauarbeiten. Jetzt ist der kleine Festplatz fertig, der sich in dem weitläufigen Landschaftspark mit See recht bescheiden ausnimmt. Da ist das mit Kopfsteinpflaster gebildete Rondell mit Sonnensegel und Stromanschluss, geeignet als Bühne für Konzerte. Da ist eine Sitzbank rund um den dicken Stamm eines Baumes. Da ist eine Bocciabahn.

Überregionale Beachtung würde das Projekt nicht verdienen - wenn es nicht doch etwas Besonderes wäre durch die Art der Finanzierung. Fast 170 000 Euro hat der Festplatz gekostet. Der Gemeinde Ahrensfelde ist es gelungen, an EU-Gelder für den Ortsteil Blumberg heranzukommen, indem es sich durch beharrliche Anstrengungen und freundliche Unterstützung in ein grenzüberschreitendes Projekt einklinkte. Geholfen hat der Brief eines polnischen Bürgermeisters, der sich dafür aussprach, dass Ahrensfelde mitmachen darf.

Denn der Gemeinde im Berliner Speckgürtel fällt es generell schwer, an Fördermittel heranzukommen. »Wir stören in der Förderpolitik des Landes Brandenburg«, beklagt Bürgermeister Wilfried Gehrke (CDU). »Wir sind angeblich nicht ländlich. Aber wenn Blumberg nicht ländlich ist, dann weiß ich auch nicht.« Zwar ist Blumberg nur durch den Berliner Ring von der pulsierenden Großstadt getrennt. Südlich der Autobahn erstreckt sich Berlin-Hohenschönhausen mit seinen Hochhäusern, nördlich das beschauliche Blumberg mit alter Feldsteinkirche, Bauernhäusern und Dorfteich. Das ursprünglich zum Lenné-Park gehörende Schloss allerdings brannte 1945 ab.

Doch zurück zu der Geschichte, wie die Gemeinde Ahrensfelde an die EU-Mittel für den Park gelangt ist: Die Stadt Werneuchen hat im Ortsteil Hirschfelde einen Gutspark. Das polnische Ostseebad Ustronie Morskie hat so wie Blumberg einen Park nach Entwürfen von Peter Joseph Lenné (1789-1866) - den Park Rusowo. Landschaftsarchitekt Lenné ist berühmt für seine Gestaltung und Umgestaltung der Potsdamer Schlossgärten und ihrer Umgebung, für die eindrucksvolle Sichtachsen, die er dort schuf. Sein Werk gehört zum Weltkulturerbe.

Eine deutsch-polnische Kooperation erlaubte es Werneuchen und Ustronie Morskie - und schließlich auch Ahrensfelde -, gemeinsam an EU-Mittel für die drei Landschaftsparks heranzukommen. Etwa 350 000 Euro wurden insgesamt aufgewendet. In Hirschfelde konnten für 107 000 Euro 600 Meter Weg gebaut werden. 75 Prozent des Geldes waren Fördermittel. Man glaubte schon, aus dem Wegebau im Gutspark werde nie etwas, erinnert sich Werneuchens Vizebürgermeisterin Astrid Fährmann. Aber nach Jahren hartnäckigen Ringens habe es nun doch noch geklappt.

Nicht weit vom neuen Festplatz in Blumberg lärmen Kindergartenknirpse auf ihrem Spielplatz, nebenan entsteht eine Privatschule. Der Rohbau steht bereits. Der Weg zwischen Kita und Schule ist gepflastert und bringt leider Autoverkehr in die ansonsten so idyllische Grünanlage hinein. »Die Bürger müssen noch einsehen, dass der Lenné-Park nicht als Park- und Wendeplatz genutzt wird«, sagt Ortsvorsteher Jörg Dreger (SPD). Kulturverein und Ortsbeirat kümmern sich um Veranstaltungen auf dem Festplatz. Spätestens im Sommer wird das Sonnensegel wieder gespannt.

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