nd-aktuell.de / 18.03.2015 / Ratgeber / Seite 21

Kinder vor Giften im Haushalt schützen

Vergiftungsgefahren im Haushalt

Eine vergessene Flasche Abflussreiniger unter der Spüle, ein paar Zigaretten auf dem Couchtisch - schon ist es passiert: Rund 100 000 Anrufe erhalten die deutschen Giftinformationszentren jährlich von besorgten Eltern, deren Kinder eine möglicherweise giftige Substanz geschluckt haben. Besonders groß ist die Gefahr für Zwei- bis Dreijährige, weil sie ihre Umwelt auch mit dem Mund erforschen.

Welche Vorsichtsmaßnahmen sollten Eltern treffen können? Was ist beim Vergiftungsverdacht zu tun? Dazu Dr. Wolfgang Reuter, Gesundheitsexperte der Deutsche Krankenversicherung (DKV):

Ob Wasch- oder Reinigungsmittel, Kosmetikartikel, Medikamente, Pflanzenteile, Zigaretten oder Alkohol - Gefahren für die Kleinen lauern überall in Haus und Garten. Arzneimittel stellen dabei die größte Gefahr dar: 50 Prozent der mit einer Vergiftung ins Krankenhaus eingelieferten Kleinkinder hatten unbeaufsichtigt Medikamente zu sich genommen. Tabletten sollten nie auf dem Nachttisch liegen, sondern gehören in ein verschließbares Schränkchen.

Bei Reinigungsmitteln gilt: Am besten verzichtet man auf giftige oder ätzende Chemikalien. Sanftere Mittel erfüllen den gleichen Zweck, sind aber ungefährlicher. Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass weder Putz- und Reinigungsmittel noch Duschgels oder Parfüms für Kinder zugänglich sind. Auch wer Tabak, volle Aschenbecher und Alkohol herumstehen lässt, handelt grob fahrlässig. Im Übrigen lohnt es sich, nur Putzmittel mit kindersicherem Verschluss zu kaufen, wobei die Kappe zwischen zwei Arbeitsschritten immer zugedreht werden muss.

Solange die Kinder noch klein sind, haben auch giftige Pflanzen wie Engelstrompete oder Blauer Fingerhut im Gartenbeet oder Alpenveilchen im Wohnzimmer nichts verloren.

Falls der Verdacht besteht, dass das Kind etwas Giftiges verschluckt hat, gilt: Das Kind keinesfalls zum Erbrechen bringen, sonst können ätzende Substanzen die Speiseröhre verletzen und in die Atemwege gelangen. Wichtig ist schnelles Handeln! Bei lebensbedrohlichen Symptomen wie Atemnot, Krämpfen

oder Bewusstlosigkeit sofort den Notruf 112 alarmieren.

Wichtig: Die Reste der verschluckten Substanz aus dem Mund des Kindes entfernen und Erbrochenes dem Arzt übergeben, damit er das Gift bestimmen kann. Hat das Kind eine Chemikalie getrunken, sollten die Eltern die Flasche für den Arzt zur Hand haben.

Sinnvolle Sofortmaßnahme: Dem Kind etwas zu trinken zu geben, am besten stilles Wasser oder Tee. Keine Milch, denn sie kann die Aufnahme des Gifts sogar beschleunigen. Auch kohlensäurehaltige Getränke oder Kochsalzlösung sind hier eher schädlich. Hat das Kind versehentlich Spülmittel getrunken, die Schaum bilden, darf es anschließend auf keinen Fall etwas trinken! Denn dann bildet sich vermehrt Schaum. DKV/nd

Giftnotruf: Liste der regionalen Giftnotrufe bietet das Giftinformationszentrum-Nord der Universitätsmedizin Göttingen unter www.giz-nord.de.[1]

Links:

  1. http://www.giz-nord.de.