nd-aktuell.de / 17.03.2015 / Sport / Seite 19

Ein Loch geht auf Reisen

Wie der Wutausbruch Dirk Nowitzkis zum Heiligtum eines Gegners wurde

Die goldenen Zeiten der Golden State Warriors - man möge das Wortspiel verzeihen - liegen schon lange zurück. 40 Jahre, um genau zu sein. Damals gewann die Mannschaft um ihren Star Rick Barry den bis dato letzten von drei Meistertiteln in der amerikanischen Basketballliga NBA. Seitdem ist der Klub der Underdog, der Außenseiter, der die Großen ärgern will, es manchmal sogar schafft, am Ende aber doch immer verliert.

So wie 2007: Das Team aus der kalifornischen Stadt Oakland war als Achter gerade so in die Playoffs gerutscht und traf nun auf die dominierenden Dallas Mavericks um Dirk Nowitzki, der zum wertvollsten Spieler der Saison gewählt worden war. Die Rollen von David und Goliath waren klar verteilt, trotzige Fans kauften in Scharen das gelbe Shirt mit dem Aufdruck »We believe«. Sie glaubten an ihre Warriors - und die gewannen tatsächlich. Dirk Nowitzki warf danach auf dem Weg in die Kabine wütend einen Mülleimer gegen die Wand, so hart, dass ein Loch zurückblieb. Golden State schied in der nächsten Runde doch aus - wie immer. Das Loch wurde überklebt. Als es bei Malerarbeiten später wieder entdeckt wurde, geriet es zum Wallfahrtsort der Fans - als Symbol für einen der seltenen Erfolge ihrer kalifornischen Underdogs.

Nowitzki hat das Loch[1] acht Jahre später sogar signiert. Es wird heute von einer Glasscheibe geschützt, darüber hängt eines jener »We believe«-T-Shirts. »Das Lustige an der Sache ist doch, dass es ein spezieller Moment für uns beide war«, sagt der Würzburger. »Sie haben die Nummer eins rausgeschmissen. Und für mich konnte es wohl kaum frustrierender werden als in diesem Augenblick. Aber letztlich hat es mir geholfen zu lernen, in den entscheidenden Situationen der Spieler zu sein, der ich sein musste, um 2011 die Meisterschaft zu gewinnen.« Diesen Titel gewann Dallas selbst als Außenseiter gegen das Starensemble der Miami Heat nach einem 1:2-Rückstand in der Finalserie noch mit 4:2.

»Schon eigenartig, wie viele Leute das Loch sehen wollen«, sagt Steve Martin, Manager der Arena in Oakland. Sein Büro liegt gleich nebenan. »Es werden sogar immer mehr«, meint er. Da kommt es gelegen, dass die Warriors bei ihrem Umzug nach San Francisco im Jahr 2018 das Loch mitnehmen wollen und es in der neuen Halle an einem leichter zugänglichen Platz wieder einbauen wollen. Superstar Nowitzki wollen sie nicht brüskieren, der hat aber auch schon sein Einverständnis erteilt: »Es ehrt mich sogar, dass sie das Ding mitnehmen wollen.«

Bleibt nur ein Problem: Das Loch gehört den Golden State Warriors nicht, sondern der Stadt und dem Alameda County, den Eignern der Arena in Oakland. Es könnte also sogar dazu kommen, dass der Klub Geld bezahlt. Für ein Loch. Amerikanischer geht es kaum.

Derzeit spielen die Warriors übrigens ganz groß auf. Das Team um Aufbauspieler Stephen Curry führt zur Abwechslung mal selbst die Tabelle an. Und Nowitzkis Mavericks könnten noch auf Platz acht abrutschen. Es wäre spannend zu sehen, welche Spuren dieses Duell hinterlässt.

Links:

  1. https://pbs.twimg.com/media/B_mKYyVUsAANVP2.jpg:large