Brasiliens hausgemachte Energiekrise

  • Mario Osava
  • Lesedauer: 2 Min.

Rio de Janeiro. Millionen Menschen im brasilianischen Amazonasgebiet müssen mit Wasser- und Stromrationierungen rechnen, da es in den vergangenen zwei Jahren kaum geregnet hat. Die Krise zeigt, dass eine Wiederaufforstung der Flussufer dringend notwendig ist.

Das größte lateinamerikanische Land bezieht etwa zwei Drittel seiner Elektrizität aus gestauten Flüssen, deren Pegelstände mittlerweile alarmierend niedrig sind. Experten dringen deshalb auf eine Diversifizierung der Energiequellen. »Wir müssen unsere Abhängigkeit von Wasserkraftwerken und Wärmekraftwerken, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, reduzieren, um mit den immer häufiger auftretenden Wetterextremen besser umgehen zu können«, sagt der Vizepräsident des unabhängigen Vitae-Civilis-Instituts, Delcio Rodrigues.

Bis zu dem großen Blackout 2001 wurden fast 90 Prozent des Stroms in Brasilien aus Wasserkraft gewonnen. Danach sahen sich die Behörden gezwungen, die Elektrizität acht Monate lang zu rationieren. Seitdem gewinnt die teurere und schmutzigere Wärmekraft immer weiter an Boden. Die zumeist mit Erdöl betriebenen Wärmekraftwerke liefern zurzeit etwa 28 Prozent des gesamten Stroms, während 66,3 Prozent aus Wasserkraftwerken kommen.

Befürworter der Wasserkraft fordern eine Rückkehr zu großen Dämmen, deren Stauseen auch längere Dürreperioden überstehen. Die unsichere Versorgungslage führen sie auf Anlagen zurück, die aufgrund von Umweltauflagen Wasser nur für eine begrenzte Dauer stauen durften. Laut Rodrigues sind »Wälder die größten Wasserspeicher«.

Dem Klimaforscher Antonio Donato Nobre zufolge sind 27 Prozent der Wälder im Amazonasgebiet geschädigt. Weitere 20 Prozent sind abgeholzt, so der Wissenschaftler, der für das Amazonas-Forschungsinstitut des Instituts für Weltraumforschung tätig ist. Der Schwund und die Schädigung des Regenwaldes erhöhen zudem das Risiko von Bränden, die inzwischen sogar in Feuchtgebiete vordringen. Riesige Flächen wurden inzwischen vernichtet.

Die schlimmsten Folgen für die Energieversorgung aufgrund ausbleibender Regenfälle zeigt sich in der Hochlandregion Planalto Central. Die Savanne, deren größte Flüsse für die Erzeugung von Wasserkraft genutzt werden, ist nach dem Amazonasgebiet das wichtigste Ökosystem Brasiliens.

Nobre dringt auf eine unverzügliche Wiederaufforstung der Amazonaswälder, um die Ökosysteme ins Lot zurückzubringen. IPS/nd

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