Füllung nicht für die Ewigkeit

Jeder dritte Zahn muss nach vier Jahren erneut behandelt werden

  • Istvan Deak
  • Lesedauer: 3 Min.
Geht es um Zähne, sind Haltbarkeit und Verträglichkeit für die Patienten wichtiger als Kosten und Ästhetik. Das geht aus dem neuen Barmer GEK Zahnreport 2015 hervor.

Im Jahr 2013 mussten mehr als 20 Millionen gesetzlich Versicherte einen Zahn mit einer Füllung versehen lassen. »Wir können praktisch nichts darüber sagen, wie nachhaltig eine Füllungstherapie ist. Wir erhalten Daten nur über Zähne und Flächen.« So sei unklar, welches Material und welche Füllungsart die Zahnärzte einsetzten. »Undurchsichtig ist die zahnmedizinische Versorgung zudem wegen der sogenannten Mehrkostenregelung. Sie ermöglicht Leistungen, die privat vom Patienten zu zahlen sind und damit neben der von den Krankenkassen finanzierten Regelversorgung erfolgen«, sagt Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK. Über Qualitätsmangel bei den Ärzten und ob die Menschen die Mondpreise noch bezahlen können, fällt kein Wort. Eine Untersuchung der Qualität der Arbeit von den Zahnärzten sei nicht Zweck der Krankenkassenstudie gewesen, betont Straub.

Laut dem Report gibt es bei der Behandlung von schweren Zahnproblemen deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. So fertigten die Zahnärzte in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen mehr als doppelt so viele großflächige Füllungen an wie neue Kronen oder Teilkronen. In Hamburg, Bremen und Berlin hingegen kam weniger als eine Füllung auf eine neue Krone. Studienautor Professor Michael Walter sieht die niedrigere Einkommens- und Sozialstruktur in den neuen Bundesländern als einen möglichen Grund für den verstärkten Einsatz von Füllungen. Im Gegensatz zu Kronen können die Versicherten sie auch ohne Zuzahlung in Anspruch nehmen. Im Jahr 2013 lagen die Ausgaben für den Zahnarzt je Versichertem im Schnitt bei 154,82 Euro. Hier sind Eigenanteile nicht mit eingerechnet.

Unter den Bundesländern gab es dabei deutliche Unterschiede. Während sich in Rheinland-Pfalz die Durchschnittsausgaben auf 140,65 Euro beliefen, betrugen sie in Sachsen-Anhalt 171,03 Euro. Vergleichsweise hoch waren die Kosten auch in Mecklenburg-Vorpommern (169,34 Euro), Sachsen (165,25 Euro) und Bayern (164,29 Euro). Dass Bayern überall im Keller der Tabelle steckt, ist die Überraschung der diesjährigen Studie: »Was in Bayern los ist, können wir uns nicht erklären.«

Von 2010 bis 2013 ist die Zahl der gesetzlich Versicherten, denen ein Zahn gezogen wurde, gesunken. Hochgerechnet aus Zahlen des Reports ergibt sich für die gesamte Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) eine Anzahl von knapp 6,5 Millionen Versicherten. In den neuen Bundesländern war der Anteil der Betroffenen durchweg höher als in den alten.

Im Jahr 2013 lagen die Prophylaxeausgaben für einen Versicherten im Schnitt bei 27,02 Euro. Am höchsten waren sie in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mit je 28,58 Euro, Schlusslicht war Sachsen-Anhalt mit 23,93 Euro. Insgesamt sind die Ausgaben für Frauen höher gewesen als für Männer, was daran liegen könnte, dass Männer die Vorsorge nicht ganz so wichtig nehmen.

Für Zahnersatz beliefen sich die Ausgaben im Jahr 2013 pro Person im Durchschnitt auf 1 322,22 Euro. Davon betrug der Eigenanteil 738,74 Euro. Insgesamt haben 6,1 Prozent der Versicherten im Jahr 2013 Zahnersatz bekommen. Direktabrechnungsfälle - also privat zu zahlende Kosten - sind hierbei nicht berücksichtigt, so dass die tatsächlichen Ausgaben höher ausfallen dürften.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal