Sozialämter starten ins Computerzeitalter

Mit neuer Software will die Senatsverwaltung für Soziales ab 2007 den Aktenbergen zu Leibe rücken

  • Anke Engelmann
  • Lesedauer: 2 Min.
Stift, Papier und Locher - auch im Computerzeitalter arbeiten die Sachbearbeiter der Sozialämter immer noch wie in der bürokratischen Frühzeit und produzieren vor allem eines: Aktenberge. Die Fehlerquote ist hoch, der Arbeitsaufwand immens, Datenabgleich zwischen Bezirken kaum möglich. 2007 soll damit Schluss sein, so die Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz. Senatorin Heidi Knake-Werner (Linkspartei) unterzeichnete gestern einen Vertrag mit der PROSOZ Herten GmbH. Danach soll ab Ende 2007 eine neue Software Schwung in die Sozialämter bringen. Vieles, was derzeit noch von Hand gemacht wird, wird dann automatisiert, erläuterte Christoph Wesselmann, Geschäftsführer der PROSOZ, einer Firma der Stadt Herten. So würden Zahlungsfreigaben, bislang auf Listen ausgedruckt, künftig elektronisch abgewickelt. Beim Umzug in einen anderen Bezirk stünden die Daten sofort zur Verfügung. Zudem seien mit der zentralen Koordinierung Datenanalysen möglich. Da das Programm alles aufzeichnet, lassen sich Fehler zurückverfolgen. Die neue Software unterstütze zudem die Sozialarbeit der Sozialämter, so Wesselmann. In das Programm integrierte Hilfepläne können von Fallmanagern weitergeschrieben werden, Mitarbeiter stärker auf individuelle Problemlagen eingehen. 2,5 Millionen Euro kostet das Paket, so die Senatorin. Eine Pleite wie bei der Hartz-IV-Software H2LL der Bundesagentur für Arbeit schließt Wesselmann aus. Schließlich sei »OPEN« keine Neuentwicklung - in Hannover, Bremen, Mannheim und Cuxhaven arbeiteten Sozialämter bereits erfolgreich damit. Auch ein zweiwöchiger Probelauf in der Berliner Sozialverwaltung verlief viel versprechend. Das Programm müsse jedoch an die Bedingungen der Hauptstadt angepasst werden. Das beginnt in der nächsten Woche. Im ersten Quartal des kommenden Jahres startet der Testlauf in einem Pilot-Bezirk - beworben haben sich Pankow und Schöneberg. Möglichst zeitnah werden die 1500 Sachbearbeiter der Ämter mit dem Programm vertraut gemacht, wobei die mit seiner Einführung verbundene Arbeitserleichterung zur Motivation erheblich beitragen dürfte, vermutet die Senatorin. Um den Datenschutz müssen sich die Leistungsempfänger keine Sorgen machen, versicherte Wesselmann. Dafür sorge die Zertifizierung durch eine unabhängige Stelle. Zudem werde auch der Berliner Datenschutzbeauftragte die Software genau unter die Lupe nehmen.
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