nd-aktuell.de / 04.05.2015 / Politik / Seite 7

Mumia ergreift das Wort

Gesetz gegen Redefreiheit von Gefangenen ist illegal

Birgit Gärtner

Obwohl der ehemalige Black-Panther-Aktivist derzeit um sein Leben ringt, scheint sein Kampfgeist ungebrochen. Gemeinsam mit anderen Gefangenen hatte er Klage eingereicht gegen ein Gesetz, das Gefangenen in Pennsylvania die Redefreiheit beschneiden, und Medien und politische Gruppierungen, die sich zu Gefangenen und Haftbedingungen betreffenden Fragen äußern, unter Strafe stellen sollte. Dieses wurde am vergangenen Donnerstag vom zuständigen Richter Christopher C. Corner für verfassungswidrig erklärt. Damit ist das Gefangene-Knebel-Gesetz vom Tisch.

Trotz seiner mehr als schwer angeschlagenen Gesundheit machte Mumia dann auch gleich Gebrauch von seiner neuen, höchstrichterlich garantierten Redefreiheit, und sendete bewegende Worte an diejenigen in aller Welt, die ihn in dieser schweren Zeit unterstützen. Die Ansprache erfolgte telefonisch und wurde von Prison Radio aufgezeichnet:

»Liebe Freundinnen und Freunde, …, ich danke Euch aus tiefstem Herzen für die Liebe, die Ihr mir gezeigt habt, und die Ihr mir noch zeigt von überall auf der Welt. Hunderte, vielleicht Tausende von Euch … protestierten ... Ich wusste nicht, dass viele von Euch da waren, weil ich zeitweilig nicht bei Bewusstsein war … Aber ich fühlte Euch in meinem Herzen … Danke für die Liebe, die Ihr mir gesendet habt. Ich liebe euch. Das ist nicht nur dahin gesagt … Aus der Gefangenschaft, Euer Bruder Mumia Abu-Jamal!«

Seinem Anwalt Bret Grote zufolge, wird die Ostern in der Klinik diagnostizierte und zunächst von der Gefängnisleitung ignorierte Diabetes-Erkrankung mittlerweile einigermaßen gut behandelt. Allerdings gibt es in Bezug auf Mumias Gesundheitszustand dennoch schlechte Nachrichten: Externe Ärzte, die Mumias Krankenakte erhielten, halten es für dringend geboten, onkologische Untersuchungen vorzunehmen, um einem Krebsverdacht nachzugehen. Laut Aussagen Mumias in einem Telefongespräch mit Grote soll die Gefängnisleitung entsprechende Schritte in die Wege geleitet haben. Das Ergebnis steht allerdings noch aus.

Anwälte und Angehörige bekräftigen ihre Forderung nach unverzüglicher Entlassung aus humanitären Gründen des seit 1981 inhaftierten Mumia Abu-Jamal. Die Ignoranz der Krankenhausärzte gegenüber allen Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung bei dem Langzeitgefangenen betrachten sie nicht als Unfähigkeit, sondern als den Versuch, Mumia durch unterlassene medizinische Hilfe und Versorgung umzubringen, nachdem die 1982 in einem dubiosen Prozess verhängte Todesstrafe vor US-Gerichten nicht haltbar war.

Mumia beschreibt schon in seinem Buch »... aus der Todeszelle« den Fall des Boxers Manny, eines Epileptikers, der im Gefängnis mutwillig falsch behandelt wurde, was seine Gesundheit ruinierte. Das wertete Mumia als Mordversuch. Nun ist er selbst Opfer einer solchen Fehlbehandlung geworden.