Busse und Bahnen stehen still

Ver.di weitet Nahverkehrsstreik aus / GDL stoppt Züge in Berlin und Brandenburg

  • Lesedauer: 3 Min.
Während immer mehr Bus- und Straßenbahnlinien im Brandenburger Nahverkehr bestreikt werden, droht nun der bundesweite Lokführerausstand die gesamte Region lahmzulegen.

Der nunmehr achte Streik der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) dürfte vielen Pendlern den Schweiß auf die Stirn treiben: Neben dem bundesweiten Ausstand bei der Deutschen Bahn bleiben auch immer mehr Busse und Bahnen in Brandenburg im Depot. Die Deutsche Bahn und die S-Bahn Berlin, ein Tochterunternehmen der DB, stellen zwar Ersatzfahrpläne für den auf sechs Tage befristeten Streik auf, teilen ihren Fahrgästen aber schon einmal vorsorglich mit, dass mit »massiven Einschränkungen« im Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr zu rechnen sei.

Bei der S-Bahn Berlin soll während der nächsten Tage knapp ein Drittel der planmäßigen Züge nach einem Notfahrplan fahren. Dafür wird das reguläre Angebot stark eingeschränkt. So wird der Verkehr auf der Ringbahn während des Streiks eingestellt, da auf dieser Strecke Umfahrungsmöglichkeiten mit U-Bahnen, Bussen und Straßenbahnen der BVG gegeben seien. Auch die Linien S25, S47, S75, S8 und S85 werden stillgelegt. Auf Strecken aus dem Umland wie aus Potsdam, Oranienburg, Blankenfelde, Königs Wusterhausen, Strausberg und vom Flughafen Schönefeld will die S-Bahn zumindest einen 20-Minuten-Takt anbieten. Auch im Regionalverkehr ist nach Angaben der DB mit »starken Beeinträchtigungen des Zugverkehrs« wegen des Lokführerstreiks zu rechnen. Wie viele Züge tatsächlich nach einem Ersatzfahrplan fahren werden, sei nicht vorhersagbar, sagte ein Bahnsprecher am Montag. Einige für Pendler wichtige Verbindungen, die nicht durch die DB, sondern durch andere Unternehmen wie die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (ODEG) oder die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) betrieben werden, sollen ohne Eischränkungen weiterhin verkehren. Dies betrifft vor allem die durch Berlin führenden Regionalexpresslinien RE 2 (Wismar-Cottbus) und RE 4 (Ludwigsfelde-Rathenow). Auch die Regionalbahn von Berlin-Lichtenberg nach Kostrzyn ist nicht von dem Ausstand betroffen.

Durch den GDL-Streik verschärft sich die Situation im öffentlichen Nahverkehr in Brandenburg. Dort haben Bus- und Straßenbahnfahrer in der zweiten Woche des Tarifstreits den Druck auf die Arbeitgeber erhöht und ihren Ausstand ausgedehnt. Seit Montag wird nun auch in den Landkreisen Spree-Neiße und Dahme-Spreewald gestreikt. Zudem sind mit Cottbus neben Potsdam, Frankfurt (Oder) und Brandenburg/Havel nunmehr alle vier kreisfreien Städte betroffen. Ausgespart blieben bislang allein die Landkreise Prignitz und Oberhavel.

Die erneute Ausweitung der Streiks begründete ver.di-Verhandlungsführer Marco Pavlik damit, dass noch immer kein neues Angebot der Arbeitgeberseite vorliege. Die Gewerkschaft fordert eine Lohnerhöhung von 120 Euro monatlich brutto. Die Arbeitgeber hatten zuletzt einen Zuschlag von jeweils 45 Euro in zwei Schritten sowie eine Einmalzahlung von 180 Euro angeboten. Darüber hinaus will ver.di für Gewerkschaftsmitglieder ein Urlaubsgeld oder aber zusätzliche Urlaubstage durchsetzen. Die Verhandlungspositionen gelten als derart verhärtet, dass ein Ende des Streiks nicht abzusehen ist.

Nach ver.di-Angaben beteiligten sich am Sonnabend und Sonntag im Westen, Norden und Osten des Landes jeweils mehr als 700 Beschäftigte am Ausstand. An verschiedenen Orten wurden Notfahrpläne in Kraft gesetzt. Mit einer Menschenkette blockierten 40 Streikende einen Betriebshof in Werder (Havel), so dass auch Busse, die für die Bundesgartenschau und das Baumblütenfest eingesetzt wurden, verspätet fuhren. Inzwischen mehren sich auch Versuche von Arbeitgebern, ihrerseits Druck auf die Beschäftigten auszuüben. So machte die Linksfraktion im Landtag am Montag darauf aufmerksam, dass »die Geschäftsführung der Stadtverkehrsgesellschaft Frankfurt (Oder) kurz vor der Entfristung ihrer Arbeitsverträge stehende Kollegen zurück an den Arbeitsplatz gezwungen hat«. Mitarbeiter der Busverkehr Märkisch-Oderland GmbH berichteten dem »nd« darüber hinaus über massive Versuche, Streikbrecher zu organisieren. Doch obwohl Streikbrechern eine Prämie von 50 Euro pro Tag versprochen wird, habe sich bislang niemand dazu bereit gefunden, hieß es.

Aktuelle Fahrgastinformationen zu allen betroffenen Verkehrsunternehmen im Internet unter www.vbb.de

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