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Im »Pobjeda« zum Dialog mit den USA

Die Außenminister Lawrow und Kerry treffen sich in Sotschi und mit Präsident Putin

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.
Den »Beziehungen im Ganzen« solle das Treffen der Außenminister Russlands und der USA gelten, ließ das Weiße Haus wissen. Moskau rechnet mit einer »Normalisierung der Beziehungen«.

Die Wertung »wunderbar« des russischen Außenministers Sergej Lawrow hatte niemand erwartet. Die Journalisten hatten von seinem Treffen mit dem US-Kollegen John Kerry am Dienstag in Sotschi zuerst nur von einer Kranzniederlegung für die Opfer des Zweiten Weltkrieges und kaum mehr als von einem Händedruck zu berichten. Die Chefdiplomaten zogen sich gegen Mittag zu vierstündigen Beratungen ins Hotel »Rodina« (Heimat) zurück. Lawrow war beziehungsreich mit einem Fahrzeug namens »Pobjeda« (Sieg) vorgefahren.

Das Treffen mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin in seiner Residenz am Schwarzen Meer begann am frühen Abend. Es war erst bestätigt worden, als der Gast aus Washington längst in der Luft war. Der hoffte auf »fruchtbare Verhandlungen« und überließ es seinem Ministerium mitzuteilen, dass es vor allem darum gehe, den Kontakt zu ranghohen russischen Vertretern aufrechtzuerhalten und sicherzustellen, dass US-Ansichten klar vermittelt würden.

Der erst am Montag angekündigte und allgemein unerwartete Besuch des Chefs des State Department war dem Außenministerium am Smolensker Platz in Moskau am Vorabend einen mehrseitigen Kommentar der Presseabteilung wert. Von einer »komplizierten Periode« der bilateralen Beziehungen war die Rede, von »unfreundlichen Handlungen« Washingtons, einer »von den USA selbst provozierten« Krise in der Ukraine. Die »militärische Infrastruktur« der NATO werde an die russische Grenze herangeführt.

Die Klagen blieben in dieser Form ebenso unterhalb der diplomatischen Schwelle wie der hintergründige Verweis auf US-Firmen von Boeing über Ford bis Mars, die ihre Position am russischen Markt sichern wollten. Das Thema Sanktionen stehe allerdings nicht auf der Tagesordnung, hieß es.

Doch könne es um alle und sollte offenbar nur um die ganz großen Probleme gehen: die - vergifteten - bilateralen Beziehungen, die Krisen um Ukraine, Jemen, Iran und Syrien. Als »äußerst positiv« würdigte Kremlsprecher Dmitri Peskow vorab schon mal, dass Minister Kerry überhaupt den Kontakt zu seinem Amtskollegen hergestellt habe. Das galt als eine russische Vorbedingung zu diesem Dialog überhaupt. Der US-Botschafter in Moskau, John Tefft, wurde von der Agentur TASS mit dem gelassenen Hinweis zitiert, dass die amerikanisch-russischen Beziehungen immer aus Zusammenarbeit und Gegnerschaft bestanden hätten. Man dürfe niemals das eine vergessen oder sich nur des anderen erinnern.

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