nd-aktuell.de / 19.05.2015 / Politik / Seite 2

Misshandelt im Heim

Ermittlungen gegen 50 Personen in NRW

Siegen. Die Vorwürfe gegen Bundespolizisten in Hannover wecken Erinnerungen an die Misshandlungen in einem Burbacher Flüchtlingswohnheim im vergangenen Jahr. In dem Burbacher Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft Siegen mittlerweile gegen etwa 50 Personen. Die Ermittlungen richteten sich sowohl gegen den damaligen Betreiber des Heimes, European Homecare, wie auch gegen tatverdächtige Wachleute, sagte Oberstaatsanwalt Johannes Daheim am Montag. Ihnen werde unter anderem Freiheitsberaubung und Körperverletzung vorgeworfen. Wann die Staatsanwaltschaft Anklage erhebt, sei noch nicht abzusehen.

Daneben gerieten auch Behördenmitarbeiter in den Fokus: Sozialbetreuer, die Heimleitung, Polizisten und Mitarbeiter der Bezirksregierung in Arnsberg sollen von den Übergriffen gewusst haben, ohne dagegen einzuschreiten, wie die Anklagebehörde am Montag mitteilte.

Im September vergangenen Jahres waren Filmaufnahmen öffentlich geworden, die Misshandlungen durch Mitarbeiter des Wachdienstes zeigen. Das Video, auf dem sich ein weinender Flüchtling auf einer verdreckten Matratze liegend über Schläge beschwert, war offenbar in einem »Arrestraum« der Einrichtung aufgenommen worden. Ein Journalist hatte die Aufnahmen der Polizei übergeben. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte das NRW-Innenministerium European Homecare als Betreiber in Burbach abgelöst und die Leitung des Heims an das Deutsche Rote Kreuz übergeben.

Zudem wird auch in Essen gegen fünf Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes in einem dortigen Flüchtlingswohnheim ermittelt. Mitte März hatte die Staatsanwaltschaft Anklage gegen die Mitarbeiter wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung erhoben. Drei der Beschuldigten sollen im September 2014 einen Heimbewohner geschlagen und getreten haben, der sie im Treppenhaus nach Essen gefragt hatte. Kurze Zeit später sollen die Sicherheitsleute in einem Zimmer drei weitere Bewohner des Übergangswohnheims geschlagen und getreten haben.

Überdies wird zwei Wachleuten zur Last gelegt, in der Küche des Wohnheims mit zwei weiteren Kollegen einen Bewohner geschlagen und getreten zu haben, der außerhalb der Kantinenöffnungszeiten nach Kaffee gefragt hatte und sich über sie beschweren wollte. Agenturen/nd