Wo die »Hellerau«-Wand entstand

Die Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle feiert ihr 100-jähriges Bestehen

  • Lesedauer: 2 Min.
Jeder kennt sie, viele nutzen sie - Erfindungen, die an der Burg Giebichenstein in Halle gemacht wurden. In dieser Woche feiert man dort den 100. Geburtstag der Kunsthochschule.

Halle. Mit Ausstellungen, Workshops und viel Musik starteten Studenten und Professoren der Burg Giebichenstein in Halle (Sachsen-Anhalt) am Dienstag in ein viertägiges Fest. Anlass ist der 100. Geburtstag der Kunsthochschule. Die Kreativen der Künstler- und Designer-Schmiede wollen unter anderem aktuelle Arbeiten präsentieren, einen Graffiti-Workshop veranstalten und ehemalige Burg-Studenten zu Ausstellungen, Tanz und Musik einladen. Knapp 50 verschiedene Veranstaltungen an sieben Orten stehen auf dem Programm. Die Feier soll am Freitag mit einem großen Abschlussfest zu Ende gehen.

Die Kunsthochschule in Halle ist eine der bekanntesten Ideenschmieden für angehende Künstler und Designer in Deutschland. Seit 1915 schufen die jungen Kreativen viele Gegenstände, die noch heute bewundert und teils auch benutzt werden. Zum Beispiel die Anbauwand der Marke »Hellerau«: Etliche Wohnzimmer zierte sie zu DDR-Zeiten und noch darüber hinaus. Professor Rudolf Horn entwarf das praktische Möbelstück mit viel Stauraum in den 1960er Jahren. Die einzelnen Teile konnten flexibel verschoben werden.

Oder das Tee-Service aus Giebichenstein: In den 1930er Jahren entwickelte die ehemalige Bauhaus-Lehrerin Marguerite Friedlaender ein Tee-Service, das noch heute in manchem Haushalt zu besonderen Anlässen aus dem Schrank geholt wird. Das Kaffee- oder Tee-Service »Hallesche Form« zeichnet eine »sachliche und klare Formgebung« aus, erklärte die Kunsthochschule. Die Teller, Tassen und Kannen werden noch immer von der Berliner Porzellan Manufaktur KPM produziert. Auch der in der DDR verbreitete Bauarbeiterhelm wurde in Halle entworfen: Burg-Studenten entwickelten den in leuchtenden Farben wie gelb oder orange produzierten Kopfschutz zu DDR-Zeiten. Markantestes Merkmal: Er ist aus Plastik. Oder die Konfektplatte im Hallenser Design: Das siebenteilige Set besteht aus einem Plateau und sechs rechteckigen Schalen. Gerhard Marcks Erfindung aus dem Jahr 1929 durfte bei keiner geselligen Runde fehlen. In die Schalen konnten kleine Leckereien gefüllt werden. Noch heute stellt die Berliner Porzellan Manufaktur KPM das Set her.

Auch das Design der roten Elektro-Lokomotive der Baureihe 243 (später Baureihe 143) aus DDR-Produktion, die noch heute auf zahlreichen Strecken unterwegs ist, stammt aus Halle. Georg Böttcher und Gerhard Bieber entwarfen das Gefährt 1981. Zunächst war es bei der Deutschen Reichsbahn im Einsatz. Später rollte die Lok auch durch die alten Bundesländer. dpa/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal