Ermittlungen auch gegen Blatter?

Nach dem Abgang des FIFA-Patrons: Berichte über FBI-Ermittlungen / Freund Gagg: »Dann kamen die anderen Informationen aus den USA mit diesem und jenem.«

  • Lesedauer: 3 Min.

EU-Sportkommissar begrüßt Blatter-Rücktritt

Die Brüsseler EU-Kommission hat erfreut auf den Rückzug von FIFA-Chef Joseph Blatter reagiert. »Nach so vielen verfehlten Gelegenheiten und dem völligen Verlust des Vertrauens in die FIFA glaube ich, dass wir einen grundsätzlichen Wandel unterstützen und sicherstellen sollten, dass beständige Lösungen zum Tragen kommen«, erklärte der für Sport zuständige EU-Kommissar Tibor Navracsics am Mittwoch in Brüssel. Der Rücktritt Blatters sei nur der erste Schritt in einem nun notwendigen langen Prozess, der Vertrauen und gute Geschäftsführung beim Weltfußballverband wieder herstellen solle, so Navracsics. Er prüfe nun, wie die EU-Kommission und die EU »die große Bedrohung für die Integrität« des Sports bekämpfen könnten.

Merkel: FIFA kann ohne Blatter transparenter und besser werden

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Rücktritt von FIFA-Präsident Joseph S. Blatter begrüßt. »Ich denke, dass es für Milliarden Fans des Fußballs eine wichtige Nachricht ist«, sagte Merkel am Mittwoch in Berlin. Wie die Kanzlerin ausführte, sei eine Situation geschaffen worden, »dass wir alle (...) sagen können, dass die Organisation, die den Weltfußball vertritt, nach den Maßstäben funktioniert, die wir uns alle wünschen«. Durch den Rücktritt seien neue Perspektiven für den Welt-Fußball gegeben: »Ich glaube, dass es jetzt besser möglich sein wird, die Arbeit der FIFA auf eine transparentere Grundlage zu stellen.«

Ermittlungen gegen Blatter

Offenbar ermittelt nun auch das FBI gegen Blatter. Das berichtete am Dienstag die »New York Times« unter Berufung auf Ermittler. Die Zeitung hatte in der Vorwoche die Verhaftungen von führenden Fußball-Funktionären als erste publik gemacht und den Anstoß zur neuen Eskalationsstufe der massiven FIFA-Glaubwürdigkeitskrise kurz vor Blatters dennoch geglückter Wiederwahl am Freitag gegeben.

Auch der US-Fernsehsender ABC hat die - sofern korrekt - für Blatter verheerenden Informationen und beruft sich auf Personen, die mit dem Fall vertraut seien. Einzelheiten, was die Ermittlungen ergeben haben oder ob sie andauern, wurden nicht bekannt. Das FBI weigerte sich die Berichte zu kommentieren. Doch sogar aus dem Blatter-Umfeld kommen Andeutungen. Die amerikanische Nachrichtenagentur AP zitierte dessen langjährigen Freund, Walter Gagg: »Ich hatte ein sehr gutes Treffen mit ihm heute früh. Dann kamen die anderen Informationen aus den USA mit diesem und jenem.« Ein weiteres Indiz für unangenehme Nachrichten aus Amerika für Blatter.

Einzelheiten, was die Ermittlungen ergeben haben oder ob sie andauern, wurden nicht bekannt. Das FBI weigerte sich die Berichte zu kommentieren. Blatter hatte am Dienstag seinen Rücktritt angekündigt. Er bleibt bis zu Neuwahlen kommissarisch im Amt.

Blatter selbst hatte seine Demission so begründet: »Meine tiefe Fürsorge für die FIFA und ihre Interessen, die mir sehr am Herzen liegen, haben mich zu dieser Entscheidung bewegt.« Seine Tochter Corinne gab sich beim britischen Sender BBC als treibende Kraft für die Meinungsänderung aus - als Selbstschutz für ihren Vater.

Das US-Justizministerium hatte am 25. Mai seine Ermittlungen wegen organisierten Verbrechens und Korruption gegen 14 Personen öffentlich gemacht. Sieben hochrangige Fußball-Funktionäre waren in Zürich festgenommen worden - darunter die Blatter-Stellvertreter Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo. Das Justizministerium hatte Blatter damals nicht genannt. Agenturen/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal