Aufklärer
Jürgen Kaube geehrt
Der Mitherausgeber der »Frankfurter Allgemeine Zeitung« (FAZ), Jürgen Kaube, hat am Sonntag den mit 20 000 Euro dotierten Ludwig-Börne-Preis 2015 erhalten. Der Preisrichter und Laudator, der Historiker Dan Diner, würdigte Kaubes herausragendes schriftstellerisches Vermögen, »die wissenschaftliche Kultur von Geist und Sache in luzider Klarheit und begriffsnaher Zuspitzung in den öffentlichen Raum zu tragen«. Kaube sei ironisch urteilend der Tradition der Aufklärung verpflichtet.
Der für das Feuilleton der FAZ zuständige Herausgeber Kaube plädierte in seiner Dankesrede für einen reflektierten Journalismus. »Es gibt so viele Neuigkeiten, weil wir uns auf vielen Gebieten mit einer Art Angstlust auf das konzentrieren, was sich gerade ändert«, sagte er in der Paulskirche in Frankfurt am Main. Ein Grund dafür sei, dass die Feststellung eines Wandels »Handlungsdruck erzeugen« und zu ständiger Reform aufrufen solle. Doch »in der Vorstellung, durch die Ausrufung von Neuigkeiten den Gang der Dinge selber zu beeinflussen«, liege »eine der großen Versuchungen der Zeitdiagnostik wie des Journalismus«. Kaube erinnerte daran, dass 1818 Ludwig Börne in Frankfurt am Main seine Monatszeitschrift »Die Waage« gegründet und im selben Jahr Friedrich Hegel in Berlin seine Vorlesung über Rechtsphilosophie begonnen habe.
Beide Autoren formulierten laut Kaube das Ziel, die Gesellschaft zu begreifen. Doch Börne als erster deutscher politischer Feuilletonist wollte dazu »die Aussagen der Zeit erlauschen«, während Hegel die »Zeit in Gedanken erfassen« wollte. Kaube plädierte für eine Synthese beider. »Wer Neuigkeiten nicht einfach ausgesetzt sein will, braucht zur Erkenntnis der Gegenwart Begriffe.« epd/nd
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