Armenhaus wurde zum »Juwel Afrikas«

Die Republik Botswana feiert stolz den 40. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit

Am 30. September feiert die Republik Botswana im Süden Afrikas den 40. Jahrestag ihrer Unabhängigkeitserklärung. Ihre Bewohner können stolz auf bemerkenswerte Errungenschaften sein, gehört doch das Land heute zu den politisch und wirtschaftlich stabilsten in Afrika.

40 Jahre her und dennoch unvergessen: Ich erinnere mich noch bestens an meine erste Begegnung mit Botswana und meine Teilnahme an der Unabhängigkeitszeremonie im Stadion der Hauptstadt Gaborone am 30. September 1966 - ein gutes Jahr nach meiner Flucht aus Südafrika. Im Juni 1965 war ich zusammen mit zwei Kameraden aus dem Südafrika der Apartheid über die Grenze ins damalige britische Protektorat Betschuanaland geflohen. Wir waren Mitglieder des im Untergrund wirkenden Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) und gerade erst zu zwölf Monaten Haft verurteilt worden. Auf Kaution frei gelassen, befolgten wir die Weisung des ANC und verließen Südafrika heimlich, um die Befreiungsbewegung im Ausland zu stärken. Da wir an exponierter Stelle des ANC arbeiteten, saß uns die Polizei ständig im Nacken. Das Wagnis der Flucht war groß, denn die Fahrt von Durban am Indischen Ozean bis an die Grenze war lang und gefährlich. Wir hatten fast 1000 Kilometer zurückzulegen, und das im Juni, wenn im Süden Afrikas Winter herrscht. Trotz häufiger Patrouillen der südafrikanischen Polizei erreichten wir jedoch nach 24 Stunden Lobatse in Betschuanaland, wenige Kilometer vom südafrikanischen Grenzposten entfernt. Betschuanaland war damals von extremer Armut geplagt. Die Situation wurde durch eine schon fünf Jahre lang anhaltende Dürre verschlechtert. Arbeit war kaum zu finden. Das einzige erwähnenswerte Unternehmen war die Colonial Development Corporation (CDC), später umbenannt in Botswana Meat Commission (BMC), ein großer Rindfleischexporteur. Viele Bewohner waren daher gezwungen, unter elenden und gefährlichen Bedingungen in südafrikanischen Bergwerken zu arbeiten. Andere versuchten ihr Glück bei Dienstleistungsfirmen oder als Händler. Unsere Ankunft in Lobatse fiel in eine Zeit, in der sich das Land in einer Übergangsphase zur Unabhängigkeit befand. 1960 hatte sich die Volkspartei Betschuanalands gegründet und die Erlangung der Unabhängigkeit auf ihre Fahnen geschrieben. Im Juni 1964 akzeptierte Großbritannien Vorschläge zur demokratischen Selbstverwaltung des Landes. Die Regierung verlegte ihren Sitz 1965 von Mafikeng in Südafrika in die neue Hauptstadt Gaborone. Der Verabschiedung einer Verfassung folgten die ersten allgemeinen Wahlen und am 30. September 1966 die Unabhängigkeitserklärung. Ich begab mich am 29. September 1966 von Lobatse aus in die rund 50 Kilometer entfernte Hauptstadt Gaborone. Es war sehr kalt im dortigen Zentralstadion, aber Tausende warteten geduldig bis Mitternacht. In London hatte man sich einst gebrüstet, dass im British Empire die Sonne niemals untergehe. Doch die Auflösung des Kolonialreichs schritt voran. Der Wind der Veränderungen hatte nun auch den Süden Afrikas erreicht. Exakt um Mitternacht holte der Gesandte von Königin Elizabeth II. den britischen Union Jack ein, und Sir Seretse Khama, der neu gewählte Präsident, hisste die Flagge der Republik Botswana. Er gab die »Geburt« eines neuen unabhängigen Staates bekannt, der die Ketten kolonialer Herrschaft zerbrach und alle damit verbundenen Demütigungen und Erniedrigungen hinter sich ließ. Seitdem hat das Land einen großen Schritt voran getan. Ich hatte Botswana im April 1967 in Richtung Europa verlassen und traute meinen Augen kaum, als ich das Land Anfang 2000 nach fast 33 Jahren Abwesenheit besuchte. Gaborone ist zu einer lebendigen Metropole geworden mit riesigen Einkaufszentren, wunderschönen Boulevards und attraktiven Angeboten für Touristen. Hier befindet sich der Sitz der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrikas (SADC) des Koordinierungsrates der Gewerkschaften im Süden Afrikas (SATUCC). Mit einem jährlichen Prokopfprodukt von rund 6000 Dollar ist Botswana heute einer der wirtschaftlich und politisch stabilsten Staaten Afrikas - vor allem dank seiner Diamantenvorkommen, denen das Land 70 Prozent seiner Exporterlöse verdankt. Der Gewinn kommt freilich in erster Linie der Ober- und Mittelschicht zugute, doch dank relativ stabilen Wachstums sank auch die Armutsrate in den letzten 20 Jahren von fast zwei Drittel auf etwa ein Drittel der etwa 1,7 Millionen Menschen zählenden Bevölkerung. Botswana hat einen langen, schwierigen Weg seit jener tristen Zeit der 60er Jahre zurückgelegt. So kann man den Stolz der Menschen verstehen, ...

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