Lohnstreit unter Palmen

Gewerkschaft fordert mehr Lohn für Beschäftigte des Botanischen Gartens

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.
Nicht alles ist Idylle im Botanischen Garten: Unter den Beschäftigten herrscht eine Zweiklassengesellschaft, sagt ver.di.

Mindestens 10 000 Besucher werden an diesem Samstagabend im Botanischen Garten in Dahlem erwartet. Zum siebenten Mal findet die Botanische Nacht statt, in der man die gut beleuchteten Pflanzenstars bewundern und vielleicht auch umtanzen kann. 150 Künstler sind aufgeboten, um die Besucher in die entsprechende Stimmung zu versetzen.

Die dürfte ein wenig getrübt werden, wenn Gartenmitarbeiter und Gewerkschafter Flyer verteilen, auf denen »Gleicher Lohn für gleiche Arbeit« gefordert und dem Botanischen Garten Lohndumping vorgeworfen wird. »Wir wollen mit der Aktion ins Bewusstsein der Besucher rufen, dass ihre Freude über diesen einzigartigen Ort des Lernens und der Erholung nicht denkbar wäre ohne die engagierte Arbeit der Beschäftigten«, sagt ver.di-Gewerkschaftssekretärin Susanne Feldkötter.

In der Einrichtung herrsche eine Zweiklassengesellschaft. »Nur etwa die Hälfte der 135 Beschäftigten wird nach dem Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienstes bezahlt, der Rest muss mit bis zu 72 Pozent weniger Lohn auskommen«, so Feldkötter. Diese Situation existiert seit 2007, als die Beschäftigten des Botanischen Gartens in eine Betriebsgesellschaft ausgelagert wurden, in der die Löhne bei Neueinstellungen deutlich niedriger lagen als bei der Freien Universität (FU), dem bisherigen Arbeitgeber. Nur die Altbeschäftigten wurden weiterhin nach dem Tarif des Öffentlichen Dienstes bezahlt, die neu Eingestellten nach einem mit der IG BAU abgeschlossenen Haustarifvertrag.

In der Praxis bedeutet das, dass ein nach 2007 eingestellter Gärtner derzeit knapp elf Euro pro Stunde verdient, sein älterer Kollege einschließlich Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld neun Euro mehr. »Die Gärtner kümmern sich um Pflanzen, die teilweise vom Aussterben bedroht sind. Solche hoch spezialisierten Fachkräfte kann man nicht mit einem Hungerlohn abspeisen«, empört sich Feldkötter. Noch krasser seien die Konditionen bei den Reinigungskräften, deren Stundenlohn von 8,77 Euro nur 27 Cent über dem Mindestlohn liege.

Das Problem seien die knappen Haushaltsmittel Berlins, sagt Karsten Schomaker, Geschäftsführer der Betriebsgellschaft. »Was wir zahlen, orientiert sich aber an dem, was in der freien Wirtschaft üblich ist.« Außerdem sieht er die Ursache für die Aufregung in einem »Kompetenzgerangel« zwischen zwei Gewerkschaften. »Vor zwei Jahren hatten wir mit der IG BAU schon einen neuen Tarifvertrag ausgehandelt, dann hat sich ver.di eingemischt.«

»Wir vertreten die Beschäftigten des Landes Berlin«, kontert Feldkötter. Sie hält es für selbstverständlich, dass ein Tochterunternehmen der FU eine Tarifbindung hat, »und zwar an den Öffentlichen Dienst wie die anderen Beschäftigten der Universität«. Die knappen Landeskassen sind für sie kein Argument: »Es geht hier um 70 Mitarbeiter, die FU hat 4000.«

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