NATO bald in ganz Afghanistan aktiv

Einsatz wird massiv ausgeweitet / Bundeswehrmandat verlängert / Lage immer bedrohlicher

Die von der NATO geführte Afghanistan-Schutztruppe ISAF will schon in Kürze das gesamte Land kontrollieren.

Brüssel/Portoroz/Berlin (Agenturen/ND). Der NATO-Rat beschloss am Donnerstag in Brüssel, die Zuständigkeit der ISAF »so rasch wie praktisch möglich« auch auf den hart umkämpften Osten Afghanistans auszuweiten. Dieser Beschluss ist offiziell in Kraft, wenn keines der 26 NATO-Mitglieder Einspruch erhebt. Damit wurde in Brüssel nicht gerechnet. Die Einspruchsfrist war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet. Die NATO-Verteidigungsminister wollten die Ausweitung des ISAF-Einsatzes noch am Donnerstag bei ihrem Treffen in Portoroz (Slowenien) bekannt geben. Es wurde erwartet, dass USA-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ebenso wie NATO-Oberbefehlshaber General James Jones (USA) die NATO-Verbündeten auffordern wird, zusätzliche Soldaten für die ISAF, vor allem für den Einsatz im Süden des Landes, bereitzustellen. Außerdem solle geprüft werden, ob die NATO-Staaten der afghanischen Armee überschüssiges Material schenken könnten. Die ISAF besteht derzeit aus rund 20 000 Soldaten. Die Ausweitung in den Osten bringt etwa 13 000 USA-Soldaten, die bisher Teil der Anti-Terror-Operation »Enduring Freedom« der USA waren, unter ISAF-Kommando. Rund 8000 Soldaten sollen weiter unter USA-Befehl für »Operation Enduring Freedom« eingesetzt werden. Erst im August hatte die ISAF das Kommando auch auf den Süden ausgeweitet, wo sich rund 8000 britische, kanadische und niederländische Soldaten heftige Gefechte mit den radikalislamischen Taliban geliefert haben. Der Bundestag stimmte am Donnerstag mehrheitlich der Verlängerung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan um ein Jahr zu. 492 Abgeordnete votierten dafür, 71 (darunter die Linksfraktion) dagegen, 9 enthielten sich. Unterdessen ist die Lage in Afghanistan offenbar so bedrohlich wie nie zuvor. Presseinformationen zufolge klärte der BRD-Botschafter in Kabul, Hans-Ulrich Seidt, den Auswärtigen Ausschuss des Bundestages am Mittwoch unter strengster Geheimhaltung über die Gefährdungslage auf. Nach Aussage des Diplomaten könne es passieren, dass die afghanische Regierung in den nächsten zwölf bis achtzehn Monaten die Kontrolle über das Land verliert. Es könne zur Katastrophe kommen, sollten die Sicherheitskonzepte nicht entsprechend angepasst werden, soll er laut Teilnehmern der Sitzung gewarnt haben. Außerdem, so habe der deutsche Diplomat weiter erklärt, sei der Süden Afghanistans vo...

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