nd-aktuell.de / 23.07.2015 / Politik / Seite 4

In Tradition

Maria Gaidar ist die neue 
Vizegouverneurin von Odessa

Klaus Joachim Herrmann

Für die Berufung als Vizegouverneurin des Gebietes Odessa nahm die Russin Maria Gaidar die ukrainische Staatsbürgerschaft an. Das hat sie nun schon mal mit ihrem neuen Chef gemeinsam. Der Georgier Michail Saakaschwili wurde ebenfalls unlängst zum Zwecke der Amtsübernahme als Gouverneur ein Ukrainer.

Ihre russische Vergangenheit wird Maria Jegorowna Gaidar so schnell freilich kaum los. Der Vatersname verweist auf Jegor Timurowitsch Gaidar. Ihr Vater war unter Boris Jelzin Anfang der 90er Jahre einer der Chefreformer im Range eines Wirtschaftsministers und kommissarischen Premiers, wurde berüchtigt durch die »Schocktherapie«. Eine rasende Rubelinflation brachte in ein paar Tagen Millionen Russen um Ersparnisse und Renten. Der Vater dieses »Therapeuten« wiederum war Timur Gaidar, in der sozialistischen Welt berühmt mit »seinem Trupp«, nach einem Jugendbuch des Großvaters und Schriftstellers Arkadi Gaidar.

Das gestattet den Verweis auf verschiedene Traditionslinien der 32-jährigen Moskauerin. Zu Timur könnte passen, dass sie unter Saakaschwili für soziale Fragen verantwortlich zeichnet, auf Jegor die liberale Ausrichtung. Eine eigene Linie Maria Gaidars lässt sich aus ihrem oppositionellen Auftreten ableiten. So gründete sie als Jungpolitikerin 2005 gemeinsam mit Alexej Nawalny die Bewegung »Da!«, also »Ja!«.

Das sagte sie als aussichtsreiche russische Nachwuchskraft aber auch zu einem staatlichen Angebot und übernahm im Gebiet Kirow von 2009 bis 2011 schon einmal das Amt einer stellvertretenden Gouverneurin für Gesundheitswesen und soziale Entwicklung. Danach beriet sie bis 2013 den Moskauer Vize-Bürgermeister in sozialen Fragen.

Das ist auch ihr Arbeitsgebiet in Odessa, wohin sie zum Teil harsche Kritik begleitete. Maria Jegorowna kommt persönlich damit zurecht, in der Minderheit zu sein: »Daran habe ich mich gewöhnt.« Sie könne in Odessa viel Gutes bewirken, sagt sie. Ergebnisse könnten eine große Wirkung auf die Ukraine und auch Russland haben.