Neue Busse mit Sitzplatzanzeige und Hänger

BVG testet neuen Doppeldecker und eine 23 Meter lange Leihgabe aus München

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Busse der BVG werden immer voller. Das Unternehmen will die Flotte vergrößern und erstmals einen Bus mit Anhänger testen

Sigrid Nikutta ist begeistert. »Erstmals haben wir drei verschiedene Doppeldeckertypen im Einsatz.« Am Dienstag präsentierte die BVG-Chefin das neueste Testmodell vom niederländischen Hersteller VDL, der erstmals überhaupt einen Linienbus mit zwei Decks entwickelte. Ab dem Spätherbst soll er vor allem in Spandau erprobt werden.

Dort ist seit bereits sein Konkurrent im Einsatz, entwickelt vom schwedischen Hersteller Scania nicht nur für die BVG. Beide Modelle sind mit rund elf Metern Länge knapp drei Meter kürzer als die derzeitigen MAN-Fahrzeuge, die bereits seit zehn Jahren in Berlin unterwegs sind und von denen die BVG 415 besitzt. In der Innenstadt haben die langen Fahrzeuge oft Probleme, außerdem verbrauchen sie viel Kraftstoff. Dafür passen in einen »Großen Gelben« knapp 130 Fahrgäste, in die Kurzversion von VDL dagegen 97, von Scania sogar nur 88. Das liegt daran, dass der Schwede noch einen halben Meter kürzer ist, dafür hat er allerdings auch nur eine Treppe zum Oberdeck. Beschwerden von Fahrgästen habe es deswegen aber noch nicht gegeben, so Nikutta.

Im VDL-Bus gibt es wieder zwei Treppen, ansonsten verfügt er über ähnliche Annehmlichkeiten wie sein niederländisches Pendant. Eine elektronische Anzeige informiert darüber, wie viele Plätze im Oberdeck frei sind. So etwas gab es bisher in Berlin noch nicht. Jede obere Sitzreihe verfügt über USB-Anschlüsse. Natürlich sind beide Busse klimatisiert und neigen sich beim Aus- und Einstieg Richtung Haltestelle. Der Schwede punktet mit seinem Glasdach über den ersten beiden Sitzreihen, der Niederländer einem Knopf an der Treppe, den man beim Abstieg drücken und so dem Fahrer signalisieren kann, vorsichtig zu fahren. Etwa ein Jahr lang sollen die Busse getestet werden, bis sich die BVG für ein Modell entscheidet.

Dass sich die BVG auf Bus-Einkaufstour befindet - auch neue Eindecker und Gelenkbusse werden angeschafft - hat seinen Grund. Rund 405 Millionen Fahrgäste zählte das Unternehmen mit dem größten Busliniennetz Deutschlands im vergangenen Jahr, gut 20 Millionen mehr als noch 2012. Die Busse werden immer voller. Rund 67 700 Mal meldeten im vergangenen Jahr Busfahrer einen zu hundert Prozent besetzten Bus, wie die Senatsverkehrsverwaltung kürzlich auf eine parlamentarische Anfrage der Piraten mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um 6,8 Prozent. Besonders voll waren die Busse auf der TXL-Linie vom Alex zum Flughafen Tegel und den Linien M 49, M 41 und 100.

Auf Druck des Senats wird die BVG noch ab Ende dieses Monats einen Buszug testen, also einen Bus mit Anhänger. Das 23 Meter lange Gespann, das 130 Fahrgästen Platz bietet, wird von der Münchner Verkehrsgesellschaft voraussichtlich für zwei Wochen ausgeliehen. In München, wo bereits 22 Buszüge unterwegs sind, hat man gute Erfahrungen mit ihnen gemacht. In Berlin will die BVG vor allem testen, wie die Infrastruktur zu den langen Gespannen passt. »Nicht jede Haltestelle ist dafür geeignet«, so Sprecherin Petra Reetz.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal