20 Jahre Straflager

Oleg Senzow verurteilt

  • Lesedauer: 2 Min.

Ein russisches Gericht hat den ukrainischen Regisseur Oleg Senzow wegen Terrorvorwürfen zu 20 Jahren Haft in einem Straflager verurteilt. Die Richter im südrussischen Rostow am Don sprachen den 39-Jährigen am Dienstag wegen »Bildung einer terroristischen Vereinigung« und Waffenschmuggels schuldig. Gegen Senzows Mitangeklagten, den ukrainischen Aktivisten Alexander Koltschenko, verhängte das Militärgericht eine zehnjährige Freiheitsstrafe. Die Staatsanwaltschaft hatte in der vergangenen Woche 23 Jahre Straflager für Senzow verlangt. Für seinen Mitangeklagten Koltschenko hatte sie zwölf Jahre Haft gefordert.

Den beiden Männern wurde vorgeworfen, im Mai 2014 das Büro einer prorussischen Partei auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim in Brand gesetzt und geplant zu haben, eine Lenin-Statue in Simferopol in die Luft zu sprengen. Bei der Urteilsverkündung zeigten die beiden Angeklagten das Victory-Zeichen und stimmten die ukrainische Nationalhymne an. Nach Angaben seines Verteidigers Dmitri Dinse will Senzow Berufung gegen das Urteil einlegen.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von einer »himmelschreienden Ungerechtigkeit« und einem »offenkundig unfairen Verfahren, das von glaubwürdigen Foltervorwürfen überschattet wurde«. Den beiden Verurteilten wurde als Russen der Prozess gemacht, obwohl sie nie die russische Staatsbürgerschaft beantragt hatten.

Neben namhaften Regisseuren, unter ihnen Wim Wenders, der Spanier Pedro Almodóvar und der britische Filmemacher Mike Leigh, hatten auch die EU und die USA die Freilassung der beiden Männer gefordert. Die Unterstützer der Angeklagten bezeichneten die Vorwürfe als politisch motiviert.

Nach Angaben von Anwälten der Angeklagten waren Zeugen gefoltert worden, um Belege dafür zu liefern, dass Senzow und Koltschenko der rechtsextremen ukrainischen Gruppierung Rechter Sektor angehören. AFP/nd

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