»Morgen ist Posttag«

Faszinierendes Alterswerk: Albrecht Schönes Buch über den Briefschreiber Goethe

Der letzte Brief, diktiert am 17. März 1832, wenige Tage vor seinem Tod, ging an Wilhelm von Humboldt nach Berlin und drehte sich um den vor einem halben Jahr vollendeten und dann versiegelten »Faust II«. Humboldt hatte ihn im Januar beschworen, den Vorsatz, das Werk nicht zu veröffentlichen, aufzugeben. Goethe ließ sich mit der Antwort ein paar Wochen Zeit, dann schrieb er, dass er den Freunden gern »diese sehr ernsten Scherze« noch zu Lebzeiten übergeben hätte, doch die Zeiten, fand er, sprachen dagegen. Er fürchtete, »dieses seltsame Gebäu würde schlecht belohnt und an den Strand getrieben, wie ein Wrack in Trümmern daliegen und von dem Dünenschutt der Stunden zunächst überschüttet werden«.

In sechzigjähriger Beschäftigung mit dem Stoff, in all seinen poetischen Unternehmungen hatte er, konfrontiert mit einem in den Grundfesten erschütterten Europa, »dem Menschen zu einigem Heil« das »Häßliche, das Abscheuliche, das Grausame, d...


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