nd-aktuell.de / 03.09.2015 / Politik / Seite 8

2020 unbewohnbar?

UNO zur sozial-ökonomischen Lage im Gaza-Streifen

Experten der Vereinten Nationen haben ein düsteres Zukunftsszenario für den palästinensischen Gaza-Streifen gezeichnet.

Genf. Der von Israel mit Krieg und Blockade überzogene Gaza-Streifen droht nach Einschätzung einer UN-Organisation bis 2020 »unbewohnbar« zu werden. In ihrem in Genf veröffentlichten Jahresbericht schreibt die Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD), die drei israelischen Militäroffensiven seit dem Jahreswechsel 2008/2009 hätten in dem Palästinensergebiet wirtschaftliche Verluste in fast dreifacher Höhe des Wirtschaftsvolumen im Gaza-Streifen verursacht.

Die 2006 von Israel verhängte Blockade habe die »bereits geschwächte Infrastruktur des Gaza-Streifens verwüstet, keine Zeit für vernünftigen Wiederaufbau oder wirtschaftliche Erholung gelassen« und zur weiteren Verarmung der palästinensischen Bevölkerung im Gaza-Streifen beigetragen. Die derzeitige Lage dort hinsichtlich der wirtschaftlichen Sicherheit und der Lebensbedingungen ist laut UNCTAD die schlechteste seit 1967, als Israel das Gebiet im Sechs-Tage-Krieg von Ägypten eroberte.

Ohne Beendigung der israelischen Blockade werde auch die Unterstützung internationaler Geber die Situation im Gaza-Streifen nicht umkehren können, heißt es in dem Bericht. Selbst vor dem israelischen Militärangriff 2014, der eine weitere Zerstörung der Infrastruktur des Gaza-Streifens zur Folge hatte, wurde der dortige Strombedarf demnach nicht einmal zu zwei Fünfteln gedeckt.

Die Arbeitslosenquote stieg im vergangenen Jahr auf die bisherige Höchstmarke von 44 Prozent, bei jungen Frauen lag sie sogar bei mehr als 80 Prozent. 72 Prozent aller Haushalte haben mit Nahrungsmittelunsicherheit zu kämpfen.

Allein im vergangenen Jahr waren in dem 50-tägigen Krieg zwischen Israel und der radikalen Palästinenserorganisation Hamas mehr als 2200 Palästinenser und rund 70 Israelis getötet worden. Ende August 2014 verkündeten Israel und die Palästinenser eine Waffenruhe. Agenturen/nd

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