Merkel streichelt wieder

Was tun, wenn die Kanzlerin zur Antirassistin wird? Elsa Koester über neue Herausforderungen im Kampf um gesellschaftliche Opposition

Über die Figur der »besorgten Bürger« legitimiert die Regierung ihre Abschiebepolitik und erfindet sich selbst als politische Mitte neu. Die Linke muss mit allen arbeiten, die das durchschauen. Und zu Hause ausziehen.

Es war eine einfache Geste, mit der die Kanzlerin nach Jahren des reibungslosen Regierens eine Welle der Empörung gegen sich auslöste. Merkel streichelt ein palästinensisches Flüchtlingsmädchen. Nicht diese Tatsache an sich war empörend, sondern das Merkelsche Kunststück, gleichzeitig zu streicheln und dem Mädchen noch während dieser beruhigenden Geste beizubringen, dass sie und ihre Familie trotzdem abgeschoben werden müssen. Dieser Merkellismus, diese eiskalte Vernunftspolitik funktioniert vielleicht im Kanzleramt, nicht aber im direkten Kontrast zu ihren Auswirkungen. Die Mutti-Maske brach auf. Ein winziger Riss im hegemonialen Regierungslack.

Dieser Riss wird gerade sorgsam zugespachtelt. Denn Merkel darf schon wieder streicheln: »Deutschland hilft!«, heißt es jetzt, zur Solidarität wird aufgerufen, zur Verurteilung rassistischer Hetze. Sie gehört wieder zu uns, die Kanzlerin, Mutti, zum guten humanitären Konsens, eine Antiras...


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