Erdogans Mob schlägt zu

Büros der prokurdischen Partei HDP und Medien im Visier türkischer Nationalisten

  • Lesedauer: 2 Min.

Ankara. Das ist die Parteizentrale der HDP in der türkischen Hauptstadt Ankara, nachdem ein Mob türkischer Nationalisten am Mittwoch einen Brandanschlag darauf verübt hatte. Die HDP, die Demokratische Partei der Völker, beklagt Dutzende weitere Attacken auf ihre Einrichtungen. Auch Medien wie die Istanbuler Zeitung »Hürriyet« waren wieder Objekte des Hasses.

Der stellvertretende türkische Premier Numan Kurtulmus nahm auf einer Pressekonferenz zu den Übergriffen auf das »Hürriyet«-Gebäude und Parteibüros Stellung. »Wir verurteilen die Drahtzieher hinter diesen Ereignissen«, sagte Kurtulmus. Die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen. Die Polizei hat nach offiziellen Angaben 93 Menschen festgenommen.

Nach Meinung der Geschädigten müsste Kurtulmus, wenn er seine Worte ernst gemeint haben sollte, auch gegen die Spitzen von Regierung und Staat vorgehen. Laut dem Vorsitzenden der HDP, Selahattin Demirtas, kam es zu mehr als 400 Übergriffen. Amateurvideos in sozialen Netzwerken zeigten die Beschädigung kurdischer Geschäfte. Demirtas gab laut dpa Premier Ahmet Davutoglu und Präsident Recep Tayyip Erdogan die Schuld an der eskalierenden Situation. »Die von einer Hand gelenkte Angriffsaktion wird von der Regierung ausgeführt«, sagte Demirtas. »Hürriyet«-Herausgeber Sedat Ergin kritisierte, dass Erdogan den ersten Überfall auf das Gebäude der Zeitung am Sonntag nicht verurteilt habe. Die Angreifer hätten sich so ermutigt gefühlt.

Protest gab es aus den USA. Deren Botschaft in Ankara teilte mit: »Wir sind über die Berichte gewaltsamer Ausschreitungen in der Türkei besorgt. Wir verurteilen insbesondere Angriffe auf politische Parteien oder ethnische Minderheiten.« roe/dpa Seite 8

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