Rauchzeichen aus der K+S-Zentrale

Kali-Konzern verlegt Forschungsbereich nach Thüringen - Rechtstreit geht weiter

  • Lesedauer: 3 Min.
Das Verhältnis zwischen Thüringen und dem Kali-Konzern K+S ist nicht gerade ungetrübt. Manchmal trifft man sich auch vor Gericht. Nun verlegt der Konzern sein Forschungszentrums nach Thüringen.

Unterbreizbach. Der Kali-Produzent K+S hat sein Konzern-Forschungszentrum ins thüringische Unterbreizbach verlegt. In einen Neubau, der Arbeitsplätze für bis zu 100 Wissenschaftler, Techniker und Ingenieure biete, seien rund 30 Millionen Euro investiert worden, teilte die K+S AG (Kassel) am Montag zur Eröffnung mit. Der Vorstandschef des Dax-Konzerns, Norbert Steiner, begründete die Entscheidung damit, dass das bisherige K+S-Institut im hessischen Heringen an technische und räumliche Grenzen gestoßen sei.

Er sieht in der Verlegung nach Thüringen aber auch ein »Zeichen des Vertrauens und der guten Nachbarschaft«. Das Verhältnis zwischen dem Land und K+S ist angespannt - über Zahlungen für DDR-Kali-Gruben wird ebenso gestritten wie über die Einleitung salzhaltiger Produktionsabwässer in die Werra. Das Rohstoff-Unternehmen beschäftigt in seinen Kaligruben und Kaliwerken im Werra-Revier an der thüringisch-hessischen Landesgrenze etwa 4500 Mitarbeiter. Davon stammen nach Unternehmensangaben etwa 1750 aus Thüringen.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (LINKE) erwartet, dass K+S mit dem Ausbau seiner Forschung die Voraussetzungen schafft, um die Umweltbelastung in der Bergbauregion durch salzhaltige Produktionsabwässer und Halden zu verringern. Ökonomie und Ökologie müssten auch im Interesse der Arbeitsplätze und der Zukunft der Produktionsstandorte zusammen gedacht werden, forderte der Regierungschef. Es gehe für K+S aber auch darum, mit Innovationen im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.

Der Konzern steht derzeit im Übernahmekampf mit dem kanadischen Konkurrenten Potash, der zuletzt 41 Euro je Aktie bot. Die Kasseler haben dies als zu niedrig abgelehnt. Thüringen hat die Investition in das Forschungszentrum am Standort des Kali-Werks Unterbreizbach nach Angaben von Ramelow mit öffentlichen Mitteln gefördert. Nach internen Informationen soll der Zuschuss etwa sechs Millionen Euro betragen haben.

K+S-Chef Steiner kündigte an, dass das Unternehmen seine Kali-Produktion weiterentwickeln und gegebenenfalls neu konzipieren werde, »um den weiter steigenden ökologischen Anforderungen gerecht zu werden«.

In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der illegalen Abwasserentsorgung gegen K+S ermittelt. Das Unternehmen hatte erklärt, in vollem Umfang mit den Behörden kooperieren zu wollen. Die Ermittlungen richten sich gegen Verantwortliche von K+S sowie Mitarbeiter des Thüringer Landesbergamtes. Es geht nach Angaben der Ermittler darum, dass das Unternehmen vor Jahren Salzabwasser bei Gerstungen in den Erdboden gepumpt haben soll.

Noch nicht beendet ist der Rechtsstreit zwischen dem Land Thüringen und K+S um die immensen Kosten für die Sicherung von DDR-Kali-Bergwerken. Das Land zahle nur unter Vorbehalt an das Unternehmen, teilte das Umweltministerium in Erfurt auf Anfrage mit. Ein Ministeriumssprecher bestätigte einen Bericht der »Frankfurter Allgemeine Zeitung«, wonach die Zahlungen jährlich bis zu 20 Millionen Euro betragen können.

Das Verwaltungsgericht Meiningen hatte Mitte Februar entschieden, dass Thüringen nach Verträgen aus den 1990er Jahren weiterhin die Sanierungskosten für die stillgelegten Kali-Gruben Springen und Merkers (Wartburgkreis) an den Kasseler Konzern zahlen muss. Thüringen hat gegen das Verwaltungsgerichtsurteil Beschwerde eingelegt, um sich die Chance auf ein Berufungsverfahren zu wahren. dpa/nd

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