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Weltempfang und Wachstumsmärkte

Verändertes Messekonzept und mehr Internationalität

  • Martin Hatzius
  • Lesedauer: 3 Min.
An diesem Mittwoch werden die Hallen der Buchmesse zunächst für das Fachpublikum geöffnet. Strukturell und inhaltlich reagieren die Veranstalter auf gewaltige Herausforderungen.

Die Welt ist im Wandel - und der Buchmarkt auch. Der Umsatz des deutschen Buchhandels ist 2014 um mehr als zwei Prozent geschrumpft und es erschienen mit 74 000 Titeln zehn Prozent weniger Erstauflagen als noch 2013. Die Frankfurter Buchmesse aber, noch immer die international größte Veranstaltung ihrer Art, gibt sich rundum optimistisch. Auf den Wandel in der Branche - und in der Welt - reagiert sie in diesem Jahr mit einem umfassend überarbeiteten Konzept.

Regelmäßige Besucher der Messe dürften Schwierigkeiten haben, sich auf den gewohnten Wegen zurechtzufinden, denn die Aufteilung der Hallen hat sich geändert. Vollständig aufgegeben wurde die Halle 8, in der bislang die englischsprachigen Verlage untergebracht waren. Viele von ihnen mischen sich nun unter die deutschsprachigen Aussteller. Für andere wurden zwei neue Ebenen in Halle 6 freigeräumt. Mit der Aufgabe der strengen Teilung zwischen den Sprachräumen soll der Internationalität Rechnung getragen werden, die Markt und Messe immer stärker bestimmt. Mittlerweile kommen 66 Prozent der Aussteller aus dem Ausland. Osteuropa ist in diesem Jahr stärker vertreten als in der jüngsten Vergangenheit. Auch aus Südostasien und Lateinamerika, die Buchmesse-Direktor Juergen Boos als »sehr spannende Wachstumsmärkte« ausgemacht hat, kommen immer mehr Verlage nach Frankfurt.

Im Mittelpunkt des Interesses steht in diesem Jahr Indonesien, das sich als Ehrengast mit einem Auftritt im Pavillon präsentiert. Mehr als 70 indonesische Autorinnen und Autoren sind zur Messe nach Frankfurt am Main gereist, auf 500 Veranstaltungen stellen sie 150 Neuerscheinungen in verschiedenen Sprachen vor. Auch in Deutschland sind zum Gastlandauftritt neue Bücher aus und über Indonesien erschienen, ihre Anzahl ist aber überschaubar. Juergen Boos bezeichnete das Land im Vorfeld der Messe als »ein Rätsel«; von ein paar Klischees abgesehen wüssten die meisten hierzulande nicht viel über Indonesien. Das, so Boos, würde sich durch die Buchmesse ändern.

Zwar stehen gedruckte und digitale Bücher nach wie vor im Mittelpunkt der Messe, längst aber präsentieren sich in Frankfurt auch Technikanbieter, die Film- und Musikindustrie und die digitale Kreativbranche. »Publishing« ist das Zauberwort, das all diese Bereiche zusammenklammern soll. Ihre Verzahnung - oder Vernetzung, wie das Lieblingswort der Messeverantwortlichen lautet - hat mit Blick auf die Zukunft höchste Priorität.

Zum neuen Konzept gehört auch die stärkere Fokussierung politischer Themen. So zieht das Zentrum »Weltempfang«, koproduziert von der Buchmesse mit dem Auswärtigen Amt, in diesem Jahr in die zentrale Halle 3.1. Auf rund 500 Quadratmetern widmen sich dort rund 40 Veranstaltungen dem Thema »Grenzverläufe«. Zu zeigen, »wie disparat die Welt« ist, und gleichzeitig zu demonstrieren, »wie der Diskurs sie besser machen kann«, ist laut Juergen Boos das Anliegen des »Weltempfangs«. Vor allem kritischen Stimmen will man ein Forum bieten und so die Meinungsfreiheit befördern.

In Zusammenarbeit mit »Pro Asyl« und anderen Flüchtlingsinitiativen gewährt die Buchmesse Flüchtlingen am Sonntag freien Eintritt und bietet ihnen Führungen an. Bis Dienstag waren für die Aktion im Rahmen der Initiative »Bücher sagen Willkommen« 450 Freikarten angefordert worden.

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