Wohnopoly statt Neubau

Neuer Milliarden-Deal auf dem deutschen Immobilienmarkt: Vonovia will Deutsche Wohnen übernehmen

  • Gabriele Oertel
  • Lesedauer: 2 Min.
Auf dem deutschen Immobilienmarkt herrscht weiter das Prinzip Nimmersatt: Der größte Wohnungskonzern Vonovia will jetzt die Nummer zwei, die Deutsche Wohnen, übernehmen.

Ein neuer Paukenschlag auf dem Immobilienmarkt. Am Mittwoch kündigte der mit 350 000 Wohnungen größte deutsche Immobilienkonzern Vonovia - erst vor zehn Monaten aus der Fusion von Deutscher Annigton und Gagfah hervorgegangen - an, die Deutsche Wohnen kaufen zu wollen. Die ist mit 142 000 Wohnungen die Nummer zwei der Branche und schickte sich gerade an, die LEG mit 110 000 Wohnungen zu übernehmen. Diesen Deal, über den auf einer außerordentlichen Hauptversammlung der Deutsche-Wohnen-Aktionäre am 28. Oktober abgestimmt werden soll, will Vonovia offenbar in letzter Minute vereiteln. Summa summarum 14 Milliarden Euro ist dem größten privaten Vermieter des Landes die weiterhin unanfechtbare Spitzenstellung wert.

»Wir brauchen keine Milliarden-Deals auf dem Immobilienmarkt und kein Wettbieten börsennotierter Unternehmen um deren Wohnungsbestände. Durch Fusionen, An- und Verkäufe von Wohnungen und Wohnungsunternehmen entsteht keine einzige neue Wohnung für den deutschen Wohnungsmarkt«, kommentiert der Direktor des Deutschen Mieterbundes (DMB), Lukas Siebenkotten, das Vorhaben. Der DMB-Direktor erklärt gegenüber »neues deutschland«, dass derlei Konzentrationen wahrlich nichts Positives für die Mieter bereithalten, auch wenn sich rechtlich für sie nichts verändere. »Schließlich muss jeder Kaufpreis irgendwie wieder verdient werden - sei es durch Verschlankung der Verwaltung, Mieterhöhungen oder Verzögerungen notwendiger Instandsetzungen oder Instandhaltungen«, weiß Siebenkotten aus leidvollen Erfahrungen zahlreicher früherer Übernahmen.

Statt Wohnungshandel, so Siebenkotten, sei Wohnungsneubau notwendig. Aktuell fehlten in Deutschland 800 000 Wohnungen. »Wir haben seit Jahren eine immer größer werdende und immer weniger zu befriedigende Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen. Und das wird sich angesichts der zunehmenden Zuwanderung weiter zuspitzen«, erklärt der DMB-Direktor. Mindestens 400 000 Wohnungen müssten pro Jahr neu gebaut werden - gegenwärtig seien es jedoch nur 260 000. »Es muss viel mehr passieren, gebraucht wird eine deutliche Schwerpunktsetzung durch Bund und Länder in Sachen Wohnungspolitik«, fordert Siebenkotten und ersparte sich das von anderen Verbänden viel strapazierte Wort von der Chefsache.

Auch die durch die Bundesregierung angekündigte Verdoppelung der Bundesmittel für die Wohnraumförderung in den Ländern von derzeit 518 Millionen Euro jährlich reiche nicht aus - selbst wenn sie im Unterschied zu bisherigen Gepflogenheiten demnächst mit Zweckbindung versehen würden. Nötig seien, so Siebenkotten, vor allem steuerliche Vergünstigungen für Investitionen auf dem Wohnungsmarkt, damit neu entstehende Wohnungen für künftige Mieter erschwinglich würden.

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