Kölner Attentat: Behörden sehen rechtsradikales Motiv

Mann geht an CDU-Infostand auf Henriette Reker und vier weitere Menschen los / Bericht: Attentäter hatte offenbar rechtsradikale Vergangenheit

  • Lesedauer: 10 Min.

Update 20.25 Uhr: Attentäter von Köln hatte offenbar rechtsradikale Vergangenheit
Der Attentäter von Köln, der am Samstag mit einem Messer die parteilose Kölner Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker und weitere Menschen zum Teil schwer verletzt hatte, hat offenbar auch schon eine rechtsradikale Vergangenheit. Wie »Spiegel online« meldet, sei der Täter »Anfang der Neunzigerjahren wohl in den Reihen der rechtsextremen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei« gewesen. Auch habe er an neonazistischen Rudolf-Hess-Gedenkmärschen in Fulda und Luxemburg teilgenommen. Laut dem Internetportal habe der Attentäter bei der Vernehmung ausländerfeindliche und islamophobe Sprüche von sich gegeben haben.

Update 18 Uhr: Kundgebung gegen Gewalt in Köln
Nach dem Attentat auf die parteilose Kölner Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker kommen die Spitzen der NRW-Regierung und Parteien in Köln zu einer Solidaritätskundgebung zusammen. Vor dem Kölner Rathaus wollen sie um 18 Uhr am Samstag unter dem Motto »Demokraten gegen Gewalt« eine Menschenkette bilden, wie eine Sprecherin der Staatskanzlei mitteilte. An der Kundgebung nehmen unter anderem Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), NRW-CDU-Chef Armin Laschet, der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner sowie Grünen-Politiker teil.

Update 15.30 Uhr: Polizei: Es deutet auf fremdenfeindliche Motive hin
Nach dem Attentat auf die Kölner OB-Kandidatin Henriette Reker haben die Ermittler Hinweise auf ausländerfeindliche Motive des 44-jährigen Angreifers. »Zum jetzigen Zeitpunkt deuten die Zeugenaussagen (...) darauf hin, dass in der Tat fremdenfeindliche Motive des Täters ausschlaggebend waren«, sagte der ermittelnde Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn am Samstag in Köln. Auch der festgenommene Täter selbst habe fremdenfeindliche Motive als Motiv für seine Tat angegeben, betonten die Ermittler - konnten sich aber nicht genauer dazu äußern. Auch werde nun erst einmal der gesundheitliche Zustand des Täters überprüft. Dazu ist eine psychologische Untersuchung angesetzt.

Reker habe ernsthafte Verletzungen im Halsbereich erlitten. »Aktuell ist sie stabil, aber nicht über den Berg« , betonte der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers. Als Sozialdezernentin ist Reker auch für die Unterbringung von Flüchtlingen in der Domstadt zuständig. Der 44-Jährige war am Samstag einen Tag vor der Oberbürgermeisterwahl in der viertgrößten Stadt Deutschlands auf Reker losgegangen. Neben der Politikerin wurden vier weitere Personen verletzt. Bislang sei der Täter polizeilich nicht ausgefallen. Es gebe auch keine Erkenntnisse, dass der Angreifer in einer Partei oder Organisation aktiv sei, sagten die Ermittler.

Update 13.50 Uhr: Innenminister Jäger: Anzeichen für politisch motivierte Tat
Das Attentat auf die parteilose OB-Kandidatin Henriette Reker und mehrere andere Menschen könnte einen rechtsradikalen Hintergrund haben. Der Täter hat als Motiv nach übereinstimmenden Medienberichten die deutsche Flüchtlingspolitik genannt. Am Tatort und später im Streifenwagen auf dem Weg zur Polizeiwache habe er betont, mit der Flüchtlingspolitik von Reker (parteilos) und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht einverstanden zu sein, berichteten mehrere Medien unter Berufung auf Polizeikreise. Laut des Kölner »Express« habe der Täter nach seiner Festnahme Wort »Reker, Merkel, Flüchtlingsschwemme« gesagt. Auch andere Zeitungen meldeten, der Angreifer habe erklärt, seine Tat habe mit Rekers Flüchtlingspolitik. In anderen Berichten hieß es allerdings, der Mann habe einen verwirrten Eindruck gemacht und gesagt: »Ich rette den Messias. Ich will die Gesellschaft vor solchen Leuten schützen.« Die Polizei setze nun alles daran, »die Hintergründe dieser Tat so schnell wie möglich aufzuklären«, wird der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger im »Express« zitiert. »Die Ermittlungen der Kölner Polizei und des Landeskriminalamtes laufen mit Hochdruck. Auch der NRW-Verfassungsschutz ist mit eingebunden. Die ersten Anzeichen sprechen für eine politisch motivierte Tat.« Laut Polizei hat der Attentäter ein 30 bis 40 Zentimeter langes Militärmesser sowie ein zweites Messer bei sich gehabt haben. Laut CDU-Ratsmitglied Jürgen Strahl, der den Angriff miterlebte, habe der Mann gesagt: »Ich rette den Messias. Das ist alles falsch, was hier gemacht wird. Ich befreie euch vor solchen Leuten.«

Update 13.30 Uhr: Reker wird operiert, Wahl findet statt
Die bei einer Messerattacke schwer verletzte Kölner Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker wird in einer Klinik operiert. Das sagte der amtierende Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) am Samstag im Nachrichtensender n-tv. »Wir hoffen, dass die Operation gut verläuft und es ihr möglichst bald wieder gut geht«, sagte er. Die Kriminalpolizei und eine Mordkommission ermittelten. Die für Sonntag geplante Oberbürgermeisterwahl findet nach Angaben der Stadt trotz der Attacke statt. Das teilte die Stadtverwaltung am Samstag mit. Spitzen der Stadtverwaltung hatten zuvor beraten, ob die Wahl des neuen Rathauschefs erneut verschoben werden soll, nachdem ein 44-Jähriger am Samstag mit einem Messer auf Reker losgegangen war. Reker und vier weitere Personen wurden verletzt. Der Angreifer wurde festgenommen. Die parteilose Reker gilt bei der Oberbürgermeisterwahl als aussichtsreiche Bewerberin.

Update 12.50 Uhr: Dramatische Szenen nach dem Attentat
Nach der Messerattacke auf die Kölner Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker ist es am Tatort zu dramatischen Szenen gekommen. Helfer versuchten, den Täter mithilfe von Partei-Sonnenschirmen zu überwältigen, die an dem CDU-Wahlkampfstand aufgestellt waren, berichtete der »Kölner Stadt-Anzeiger« unter Berufung auf Augenzeugen. »Der Mann stach mit einem etwa 20 Zentimeter langem Messer um sich«, sagte das Kölner CDU-Ratsmitglied Jürgen Strahl dem Kölner »Express«. Er sprach von einem »gezielten Angriff« auf Reker. Der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner hat die Messerattacke derweil verurteilt. »Der Angriff auf Henriette Reker und ihr Wahlkampfteam hat uns schockiert«, erklärte Lindner am Samstag. Es handele sich um »eine feige und irrsinnige Tat, die letztlich allen gilt, die sich für die Demokratie engagieren«.

Update 12.30 Uhr: Bericht: Angreifer soll auf Rekers Flüchtlingspolitik verwiesen haben
Laut dem »Kölner Stadt-Anzeiger« soll der festgenommene Täter der Messerattacke auf OB-Kandidatin Henriette Reker und andere in Köln auf dem Weg zu seiner Vernehmung gegenüber Polizisten erklärt haben, seine Tat habe mit Rekers Flüchtlingspolitik zu tun. Eine Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Der Mann habe zudem gesagt: »Ich rette den Messias. Ich will die Gesellschaft vor solchen Leuten schützen.«

Update 12.20 Uhr: NRW-Ministerpräsidentin Kraft: »ein Angriff auf uns alle«
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hat schockiert auf das Attentat auf die Kölner Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker reagiert. »Das ist ein Angriff auf uns alle«, teilte Kraft am Samstag auf Twitter mit. »Hoffe und bange mit den Verletzten.« Die Vorsitzenden der NRW-Grünen, Sven Lehmann und Mona Neubaur, zeigten sich ebenfalls schockiert. »Unsere Gedanken und Genesungswünsche sind bei den Verletzten.« Sie riefen dazu auf, den Wahlkampf aus Respekt vor den Opfern bis zum Wahlgang ruhen zu lassen.

Update 12.10 Uhr: Linkspartei verurteilt Anschlag auf Henriette Reker
Die Kölner Linkspartei hat den Messer-Anschlag auf die OB-Kandidatin von CDU, Grünen, FDP und Freien Wählern, Henriette Reker, und weitere Menschen verurteilt. Man sei »entsetzt über das Attentat« und verurteile »diesen Gewaltakt auf das Schärfste. Unsere Gedanken sind in diesen Stunden bei Frau Reker und den anderen Verletzten. Wir wünschen ihnen allen eine schnelle und vollständige Genesung«, hieß es in einer Erklärung der Kreissprecher der Linken in Köln, Angelika Link-Wilden und Peter Heumann, des Fraktionschefs im Rat, Jörg Detjen, sowie vom Kölner Bundestagsabgeordneten der Partei, Matthias W. Birkwald.

Update 11.40 Uhr: Täter blieb nach Messerattacke stehen: »Ich musste es tun«
Nach der Messerattacke auf die parteilose Kandidatin für die Oberbürgermeisterwahl in Köln, Henriette Reker, und weitere Menschen soll die Wahl trotz des Vorfalls wie geplant an diesem Sonntag stattfinden, wie der FDP-Fraktionsvorsitzende im Kölner Rat, Ralph Sterck, im »Kölner Stadt-Anzeiger« sagte. Derweil gibt es unterschiedliche Angaben über die Art der Verletzung Rekers. Die »Rheinische Post« zitierte den Kölner CDU-Vorsitzenden Bernd Petelkau, der Augenzeuge des Angriffs war, mit den Worten: »Der Täter hat Frau Reker schwer verletzt. Er hat ihr mit einem Messer in den Bauch gestochen und auch noch vier umstehende Wahlkampfhelfer verletzt.« Nach einem Bericht des »Kölner Stadtanzeigers« wurde Reker hingegen in den Hals getroffen. Dies erklärte auch der amtierende Kölner OB Jürgen Roters, der von Verletzungen der Luftröhre sprach. Laut »Rheinischer Post« blieb der Täter nach der Attacke ruhig stehen und sagte: »Ich musste es tun. Ich schütze Euch alle.« Dem Bericht zufolge ist der Täter ein gut 40 Jahre alter Deutscher.

Kölner OB-Kandidatin bei Messerangriff schwer verletzt

Berlin. Die parteilose Kandidatin für die Oberbürgermeisterwahl in Köln, Henriette Reker, ist bei einem Messerangriff schwer verletzt worden. Am Samstagmorgen sei ein 44-jähriger Mann auf einem Wochenmarkt an einem Informationsstand der CDU mit einem Messer auf Reker und vier weitere Menschen losgegangen, sagte ein Polizeisprecher in Köln der Nachrichtenagentur AFP. Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelten am Tatort. Auch ein Rettungshubschrauber war den Angaben zufolge im Einsatz.

Der Angriff habe sich bei einem Wahlkampftermin im Stadtteil Braunsfeld ereignet. Das sagte Rekers Mitarbeiter Frederik Schorn der dpa. Wie schwer die parteilose Politikerin verletzt sei, wisse er nicht. Die Opfer sind aber laut anderen Angaben der Polizei offenbar außer Lebensgefahr. Zwei Personen seien schwer und drei leicht verletzt worden, als es zu einem Handgemenge gekommen sei. Verletzt worden sind offenbar auch Pascal Siemens, der Wahlkampfmanager von den Grünen, die FDP-Politikerin Katja Hoyer und Marlise Bertmann von der CDU.

SPD-Kandidat Jochen Ott erklärte im Sozialen Netzwerk Facebook: »Gerade erfahre ich vom Attentat auf meine Mitbewerberin Henriette Reker. Ich bin zutiefst bestürzt und drücke ihr von Herzen die Daumen. Ab sofort werde ich meinen Wahlkampf unterbrechen, bis ich weitere Informationen über ihren Gesundheitszustand habe.« Auch von den anderen Parteien hieß es, angesichts der schrecklichen Tat ruhe der Wahlkampf.

Bundesjustizminister Heiko Maas sprach in einer ersten Reaktion von einer »unfassbarer, abscheulichen Tat« Seine »Gedanken sind bei den Verletzten«. Der Ministerpräsident von Thüringen, der Linkenpolitiker Bodo Ramelow zeigte sich »fassungslos über so eine brutale und feige Tat«. Er »wünsche Frau Henriette Reker alles Gute und schnelle Genesung«. Grünen-Chef Cem Özdemir zeigte sich ebenfalls entsetzt und twitterte: »Um Gottes Willen.« Ähnlich äußerte sich Grünen-Chefin Simone Peter. Auch sie sei »in Gedanken bei den Opfern dieser brutalen Tat«.

In Köln steht am Sonntag die Oberbürgermeister-Wahl an - mit fünf Wochen Verspätung. Eine peinliche Stimmzettelposse hatte Anfang September zur Verschiebung des Urnengangs in Deutschlands viertgrößer Stadt geführt. Reker ist neben SPD-Kandidat Jochen Ott die aussichtsreichste Bewerberin. Die parteilose Sozialdezernentin Reker wird von CDU, Grünen und FDP unterstützt.

Bei der OB-Wahl geht es für die SPD darum, den Chefsessel im Kölner Rathaus zu verteidigen - während die CDU, die sich nicht auf einen eigenen Kandidaten verständigen konnte, genau dies durch einen Erfolg Rekers verhindern will. Die Juristin, seit 2010 Beigeordnete für Soziales, Integration und Umwelt in ihrer Geburtsstadt Köln, darf sich durchaus Chancen ausrechnen: Anfang September kam Reker in einer WDR-Umfrage von Infratest-Dimap auf 51 Prozent der Stimmen, der studierte Lehrer Ott auf 36 Prozent.

Allerdings gilt der im heutigen Kölner Stadtteil Porz geborene Ott als einer, der auch schwierige Aufgaben meistern kann. Als er 2001 im Alter von gerade mal 26 Jahren den Vorsitz der Kölner SPD übernahm, drohte die Partei in einem handfesten Skandal um gestückelte Spenden zu versinken. Ott brachte die Kölner Genossen seinerzeit wieder in ruhiges Fahrwasser.

Im Nachhinein markiert der damalige Kölner SPD-Spendenskandal den Beginn einer ganzen Serie von Pleiten und Pannen, die dem Image der Rheinmetropole in den vergangenen Jahren mächtig zugesetzt haben. Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs beim U-Bahn-Bau 2009, die zuletzt bekannt gewordenen Verzögerungen bei den Sanierungsarbeiten an Opern- und Schauspielhaus, und dann auch noch die diversen Wahlpannen - auch angesichts des ramponierten Rufs der Rheinmetropole wartet auf Kölns neues Stadtoberhaupt eine Herkulesaufgabe. Agenturen/nd

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