Mehr zu sein als eine Spielkarte

An diesem Dienstag wäre der große DEFA-Regisseur Konrad Wolf 90 Jahre alt

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 6.5 Min.

Wolfs Filme: »Lissy«, »Genesung«, »Sterne«, »Professor Mamlock«, »Der geteilte Himmel«, »Mama, ich lebe«. Deutsche Schuld, deutsches Büßen, deutsche Chancen. Immer arbeitete er gegen die Kräfte des Krieges an.

Antifaschismus musste man ihm nicht verordnen. Das hatte die Erfahrung bereits getan. Hatte ihn, den 1925 Geborenen, zum Sohn eines Kommunisten (des Schriftstellers Friedrich Wolf) bestimmt. Ihn als Kind ins Moskauer Exil geschickt. Ihn in den Krieg befohlen. Der Deutsche in der Uniform der Roten Armee. Ein Weg bis Berlin, dort ist er einer der Befreier, andere sagen: Besatzer. Seinen ersten Vortrag über die Zukunft Deutschlands hält er im Herbst 1945, noch als sowjetischer Offizier, vor Hallenser Studenten. Auf der Tafel im Hörsaal: ein Galgen aus Kreide, das Wort »Vaterlandsverräter«. Konrad Wolf stellt sich vor die Tafel und redet, er ist zwanzig. Der spätere Regisseur des autobiografisch geprägten DEFA-Films »Ich war neunzehn«.

Er hat an der Front, per robuster Mikrofonanlage, deutsche Soldaten zum Sinkenlassen der Waffen aufgerufen, zum Überlaufen. Er hat Frieden unterbreitet. Wer für solche Haltung, immer wieder, tödlich gem...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.