Vom Eigennutz zur Empathie

Streifzug durch die Natur- und Kulturgeschichte der Lüge.

Schon Friedrich Nietzsche klagte: »Die Menschen lügen unsäglich oft.« Viele tun es um des eigenen Vorteils willen. Manche flunkern aber auch, um andere nicht zu verletzen. Wer zum Beispiel auf die Frage seines Gastgebers: »Na, wie schmeckt dir mein Essen?« mit: »Scheußlich!« antwortet, verstößt selbst für den Fall, dass er die Wahrheit spricht, gegen die guten Sitten. Einerseits sind es oft die kleinen und charmanten Lügen, die ein kulturvolles Zusammenleben von Menschen überhaupt erst möglich machen. Andererseits genügt ein kurzer Blick in die Geschichte, um zu erkennen, dass kaum ein Krieg stattgefunden hat, in dem nicht eine Lüge zum entscheidenden Antrieb der Feindseligkeiten wurde.

Selbst die Bibel ist nicht frei von Widersprüchen, was die Lüge angeht. So heißt es in der Originalfassung der Zehn Gebote: »Du sollst gegen deinen Nächsten nicht aussagen als Lügenzeuge.« Später wurde daraus der populäre Spruch: »Du sollst nicht l...


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