Ein Abgesang auf »Hogesa«

Das Jahrestreffen in Köln war zu trist, als dass die Szene Lust auf eine baldige Wiederauflage haben dürfte. Aber rechte Hooligans brauchen keine öden Aufmarschplätze im Rheinland,um es für ihre Sache krachen zu lassen.

Es spricht einiges dafür, dass man die »Hooligans gegen Salafisten« als Phänomen der Vergangenheit betrachten kann. Die Demonstration, die sie zum einjährigen Jubiläum der damaligen Randale in Köln abhielten, war jedenfalls ein ziemlicher Misserfolg. Zumindest, wenn man die Teilnehmerzahl von etwa 1000 Menschen mit der des Vorgängerjahres (4500) vergleicht und in Rechnung stellt, dass die Szene zuvor stark mobilisiert hatte.

Abgesänge wie diesen hier wollte man eigentlich unbedingt vermeiden.

Gescheitert sind Hogesa und ihre Ableger an mehreren Faktoren. Und gar nicht mal zuletzt an der Zerstrittenheit ihrer Anführer und der Tatsache, dass viele Aktivisten schon früh den Eindruck hatten, dass einige der Wortführer mehr Energie in die Erstellung von Merchandising oder ihre eigene Karriere als in die angeblich so hehren Ziele steckten.

Womit wir beim nächsten Problem wären. Dem, dass sich die Organisatoren – nachweislich rechtsorientiert und schon früh unter den Augen des Verfassungsschutzes – bei der Auswahl ihres Mottos völlig vertan haben. »Hooligans gegen Salafismus«? Das klang von Vorneherein nach einer Steilvorlage für Kabarettisten. Und nicht nach irgendeiner Agenda, die auch nur ansatzweise Menschen hätte motivieren können, die sich vor islamischem Fundamentalismus sorgen, aber für sich eine dicke Grenzlinie zu schierem Rassismus ziehen. Ein ähnliches Problem haben im Übrigen Butz Lachmann und seine Epigonen von der Pegida. Wer ihnen zutraut, auch nur einigermaßen schlüssig über die angeblichen Werte des »Abendlandes« zu referieren, hat die Damen und Herren noch nie live erlebt.

Zurück zu den Hools, von denen wir uns mit dem Schlenker zu »Pegida« allerdings gar nicht mal so weit entfernt haben. Zwar ist es eher unwahrscheinlich, dass es noch viele weitere »Hogesa«-Veranstaltungen geben wird. Wie sich das neu gebündelte Potenzial – so wenige Menschen sind derer 1000 eben auch nicht – künftig in und außerhalb der Stadien verhält, ist allerdings völlig offen.

Und wer in Dresden, Berlin, Leipzig, Heidenau, Freital, Meißen etc. genau hinschaut, weiß ganz genau, dass rechte Hooligans keine öden Aufmarschplätze im Rheinland brauchen, um es für ihre Sache krachen zu lassen.

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