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Die Macht von Airbnb

Unternehmen der »Sharing Economy« machen Politik

  • John Dyer
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Abstimmungserfolg von Airbnb in San Francisco wirft ein Schlaglicht auf das neue Gewicht digitaler Unternehmen.

Millionen von US-Amerikanern verdienen mit Sharing-Diensten Geld. Oder sie sparen, wenn sie die Vermittlungsportale für Wohnungstausch oder gemeinsamer Autonutzung in Anspruch nehmen. Online-Firmen wie AirBnB und Uber wollen diese Nutznießer ihres Systems jetzt als politische Lobby einsetzen, um die Interessen des aufstrebenden Sektors der »Sharing Economy« zu sichern.

Gestärkt wird diese Bewegung durch den Erfolg des Wohnungsvermittlers AirBnB bei einer Volksabstimmung in San Francisco. In der Heimat des weltweit aktiven Unternehmens wurde am Mittwoch mit 55 Prozent der Stimmen eine Gesetzesinitiative abgelehnt, die die Vermittlungstätigkeit für einzelne Wohnungen auf 75 Übernachtungen im Jahr beschränken wollte. An der Abstimmung nahmen 141 000 Bürger teil - etwa genauso viele Kunden hat Airbnb in der Stadt. Ziel war es, die Umnutzung von Wohnraum zu Hotelzimmern und damit die Verschärfung der Wohnungsnot in der nordkalifornischen Metropole am Fuße des Silicon Valley zu stoppen.

Nun kündigte das Unternehmen an, überall in den USA rund 100 Gruppen gründen zu wollen, die derartige Versuche regionaler und lokaler Reglementierung im Keim ersticken sollen. »Wir werden den Schub, der aus San Francisco kommt, nutzen, um unserer Gemeinschaft das beste Graswurzel-Training, das Handwerkszeug und Unterstützung zu geben«, sagte Chris Lehane, einstiger politischer Berater des Präsidenten Bill Clinton und heute Chef der Abteilung für öffentliche Angelegenheiten bei Airbnb. Die Lobbyistengruppen bezeichnete Lehane als »Clubs«, die wie Graswurzel-Bewegungen von Unten aufgebaut werden sollen.

Städte im ganzen Land, die mit denselben Problemen zu kämpfen haben, seien in Kontakt mit der Anti-AirBnB-Kampagne in San Francisco getreten, versichert deren Sprecher Dale Carson. Trotz des Scheiterns rechnet er mit vielen neuen Abstimmungen zur Beschränkung der Online-Vermittlung. Dies werde AirBnB »hundert Millionen kosten«. Geld genug hat die Firma aber: Ihr Wert wird auf 25,5 Milliarden Dollar taxiert.

Der Taxi-Ersatzdienst Uber, der es sogar auf 51 Milliarden Dollar bringt, hat sich ebenfalls einen Profi ins Boot geholt. David Plouffe, Ex-Berater von Präsident Barack Obama, ist in der Geschäftsführung zuständig für Public Relations. Auch Uber setzt auf eine Graswurzelbewegung seiner Fahrer, die die Kunden gegen Versuche in Stellung bringen sollen, den Fahrdienst einzuschränken. Wer in New York per Smartphone ein Uber-Taxi ordert, wird mit einer »de-Blasio-App« beglückt. Darin wird dem Kunden gezeigt, wie schwer er es hätte, eine billige Fahrt zu bekommen, wenn es dem New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio gelingt, Uber die kostenträchtigen Auflagen des normalen Taxigewerbes aufzudrücken.

Immer mehr Firmen setzen Mitarbeiter und Kunden als Druckmittel ein, meint Soziologieprofessor Edward Walker von der University of California in Los Angeles. Der Autor des Buches »Graswurzeln zum Mieten« erwartet auch in Zukunft Bestrebungen zu Begrenzung der Onlinedienste. »Deshalb macht es Sinn, wenn diese als nächsten Schritt ihr Netzwerk aufbauen.« Das Potenzial ist groß: Airbnb und Uber bringen es auf jeweils mehrere Millionen Kunden in den USA.

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