Bolivien hofft auf deutsche Impulse

Ausbau der Kooperation bei Energie und Lithiumabbau

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Bolivien verzeichnet seit dem Amtsantritt von Evo Morales eine in seiner Geschichte ungekannte Phase politischer und wirtschaftlicher Stabilität. In den vergangenen Jahren wuchs die Wirtschaft Boliviens mit den höchsten Wachstumsraten Südamerikas. Das Land verfügt über die zweitgrößten Gasreserven in der Region. Zudem liegt Bolivien im Zentrum des Kontinents und damit eröffnen sich vielversprechende Chancen für Stromexporte in die Nachbarländer Argentinien, Brasilien, Peru, Paraguay und Chile.

Die Verstaatlichung des Öl- und Gassektors war eine der wichtigsten Maßnahmen von Evo Morales, auch, weil sie nicht zur Flucht der internationalen Energiemultis führte, wie das internationale »Wirtschaftsexperten« vorausgesagt hatten.

Die Armut ist laut Regierungsangaben in der Ära Morales von 38 auf 17 bis 18 Prozent verringert worden. Erfolge, die auch neoliberal fundierte Institutionen wie der Internationale Währungsfonds und die Weltbank nicht in Abrede stellen.

Boliviens Regierung verfolgt das Ziel, künftig vom Rohstoffexport zur -verarbeitung überzugehen und im Lande selbst eine Wertschöpfungskette aufzubauen. Dafür setzt die Regierung auf die Kooperation mit den Ländern, die technologisch fortgeschritten sind, wie Deutschland.

Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete den Staatsbesuch von Morales vergangene Woche als »neues Kapitel in den bolivianisch-deutschen Beziehungen«. Unter anderem wollen beide Länder beim Ausbau der Windenergie und dem Aufbau einer Lithium-Industrie in Bolivien kooperieren.

Siemens hat bereits mit dem bolivianischen Energieministerium eine weitreichende Vereinbarung über eine Kooperation im Energiebereich sowie eine Zusammenarbeit bei Produkten und Dienstleistungen für die Öl- und Gasindustrie unterzeichnet. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf erneuerbaren Energien sowie der Stromübertragung und -verteilung. Das langfristige Volumen der Vereinbarung liegt bei über einer Milliarde Euro. Konkret hat Siemens die Erweiterung von drei fossilen, thermischen Kraftwerken zugesagt, bei der Windenergie ist noch nichts in trockenen Tüchern. »Wir möchten das Energiezentrum Südamerikas werden«, sagte Morales bei seinem Besuch. Ab kommendem Jahr wolle Bolivien Energie exportieren. Für Siemens sind das lukrative Aussichten.

Präsident Morales begrüßte die deutsch-bolivianischen Kooperationen bei der Windenergie: »Die deutsche Technologie in diesem Bereich wird weltweit anerkannt«, sagte er. Auch mit deutscher Technologie seien bislang in Bolivien rund 50 Megawatt Windenergie-Leistung installiert worden, und diese Kooperation solle nun fortgesetzt werden.

Mit deutscher Hilfe will Bolivien Lithium im großen Stil am Salzsee von Uyuni fördern - hier werden die weltweit größten Vorkommen vermutet. Das Thüringer Unternehmen K-UTEC soll eine große Förderanlage planen, die Lithium-Karbonat für Elektroauto-Batterien liefern soll. Die Verträge wurden bereits im August im Beisein von Morales in Uyuni feierlich unterzeichnet.

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