Glücklicher ohne Facebook

Dänische Forscher meinen, die Nutzung des sozialen Netzwerkes fördert den Neid

  • Bengt Arvidsson, Stockholm
  • Lesedauer: 3 Min.
Laut einer dänischen Studie führt der Verzicht auf Facebook zu mehr Zufriedenheit. Die fast ausschließlich positiven Mitteilungen der Facebookfreunde fördern den Neid, so Wissenschaftler.

Das soziale Netzwerk Facebook beeinflusst die Auffassung der Wirklichkeit stark und anscheinend auch negativ. Die Nutzer vergleichen sich unaufhörlich miteinander. Das schürt den Neid und das Gefühl der Unzulänglichkeit des eigenen Lebens. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des dänischen Forschungsinstitutes für das Glück.

In einer Studie haben sie festgestellt, dass Menschen, die Facebook nicht weiter nutzen, schon nach einer Woche ein »signifikant höheres Niveau von Lebenszufriedenheit erreichen«, wie Institutschef und Forschungsleiter Meik Wiking sagte. Für die repräsentative Studie unter Facebooknutzern in Dänemark befragte das Institut 1095 Personen zu deren Lebenszufriedenheit in unterschiedlichen Bereichen und bewertete diese in einer Skala von eins bis zehn. Die Hälfte der Befragten musste dann eine Woche auf Facebook verzichten.

Am Ende der Woche hatten die, die Facebook weiter nutzten, zu 39 Prozent häufiger das subjektive Gefühl, im Vergleich mit dem eigenen Bekanntenkreis weniger glücklich zu sein. In der Abstinenzgruppe stieg die allgemeine Lebenszufriedenheit in einer Woche auf der Skala von eins bis zehn signifikant von 7,56 auf 8,12 Punkte. In der Kontrollgruppe lag sie zu Beginn bei 7,67 und nach einer Woche bei 7,75 Punkten.

Die Forscher stellten fest, dass die Abstinenzler nach einer Woche mehr wirklichen sozialen Aktivitäten nachgingen. Das Gefühl, Lebenszeit zu vergeuden, nahm bei ihnen stark ab. Auch ihre Konzentration stieg im Vergleich zur Gruppe, die Facebook weiter benutzte, deutlich an. Die Versuchspersonen, die Facebook weiter nutzten, fühlten sich zu 55 Prozent mehr »gestresst« als die anderen Teilnehmer.

Facebook sei eine Vergleichsmaschine, die den menschlichen Neid anfeuere, so Wiking. »Facebook verzerrt unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit«. Es gebe uns das, »wie toll das Leben der anderen ist, weil die meisten Menschen bei Facebook ausschließlich positive Dinge posten. Es ist eine schöne neue Welt mit fast ausschließlich positiven Nachrichten, die uns auf Facebook von unseren Freunden erreicht. Wir fühlen uns unzureichend, denn alle scheinen es viel besser zu haben«, sagt er.

Der US-Schriftsteller und Gesellschaftskritiker Jonathan Franzen sagte im schwedischen Fernsehen SVT, kommerzielle Internetforen wie Facebook feuerten Neid und Unzufriedenheit ihrer Kunden bewusst an. Je unzufriedener die Nutzer, desto mehr klicken sie auf der Suche nach Bestätigung auf Facebook und vergleichbaren Seiten herum. Je mehr Kundenaktivitäten im jeweiligen Internetforum, desto höhere Werbeeinnahmen. Neid schaffe mehr Konsum, so Franzens Tenor.

Die dänischen Forscher planen nun eine Studie, in der die Auswirkung auf die Zufriedenheit bei einem noch längeren Fernbleiben von Facebook gemessen werden soll. »Der Effekt auf das Glück könnte noch viel mehr ansteigen. Gleichzeitig könnte aber auch ein Gefühl der Isolation zu dessen Minderung führen«, glaubt Wiking.

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