Ab ins Währungskörbchen

IWF nimmt den chinesischen Renminbi in den Kreis der globalen Geldreserven auf

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Internationale Währungsfonds wird an diesem Montag China in den Kreis der globalen Geldgrößen aufnehmen. Politisch ist das ein Meilenstein in der Machtverschiebung der Welt von West nach Ost.

Erst Mitte November hatte der Stab des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Aufnahme des Renminbi in den elitären Klub der globalen Reservewährungen vorgeschlagen. IWF-Chefin Christine Lagarde teilte mit, dass Chinas Währung die Bedingungen erfülle, um als fünfte Währung nach Dollar, Yen, Pfund und Euro Teil des sogenannten Währungskorbs zu werden. Nachdem die Französin sich »deutlich« für eine Aufnahme ausgesprochen hat, scheint die offizielle Entscheidung des 24-köpfigen Exe- kutivdirektoriums an diesem Montag nur noch reine Formsache zu sein.

Für die Auszeichnung durch den IWF gibt es Gründe. China weist die weltweit größten Währungsreserven, eine positive Zahlungsbilanz und infolge seiner Exporte einen fortdauernden Leistungsbilanzüberschuss auf, wie ihn sonst nur noch Deutschland produziert. Das Volumen grenzüberschreitender Geschäfte wird 2015 nach Schätzungen der Deutschen Bank auf sieben Billionen Renminbi ansteigen. Ein Wachstum um die Hälfte im Vergleich zu 2013.

Strittig ist, welche Wirkung die Renminbi-Beförderung haben wird. Die IWF-Reservewährung hat seit 1969 an Bedeutung verloren. Über 90 Prozent der Währungsreserven der Welt liegen heute bei nationalen Zentralbanken. Mit den IWF-Reserven sollen extreme Wechselkursschwankungen geglättet und im Notfall - wie in Griechenland - Kredite vergeben werden, um Finanzsysteme zu stabilisieren. Folker Hellmeyer, Analyst der Bremer Landesbank, sieht die Entwicklung als »positiv« für die Weltwirtschaft. Skeptischer bleiben die Analysten der NordLB: »Inwieweit die Aufnahme über den symbolischen Charakter hinausgeht, muss sich erst noch zeigen.«

Dabei geht es vor allem um Symbolik und - im Jargon der Diplomaten - um »Projektion von Macht«. Nach Daten des Zahlungsverkehrssystems Swift wurde im Oktober erstmals weltweit häufiger mit Renminbi als mit japanischen Yen gezahlt. Dies dürfte in Peking mit Wohlwollen aufgenommen worden sein, als Prestigeerfolg gegenüber der unbeliebten Besatzungsmacht bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Der Wert der Aufnahme in den IWF-Korb ist vor allem ein politischer: China wird damit auch währungspolitisch als Weltmacht anerkannt. Sogar von den USA, die immer noch mit 17 Prozent der Stimmrechte den IWF dominieren. Langfristig erwarten Großbanken wie die HSBC den Renminbi bis zum Jahr 2020 sogar auf Augenhöhe mit dem Euro. Die Macht verschiebt sich auch bei den Währungen von West nach Ost.

An internationalen Finanzplätzen sind Transaktionen in der chinesischen Währung bislang nur in einem begrenzten Umfang möglich, der in keinem Verhältnis zu Chinas weltwirtschaftlicher Bedeutung steht. Ein übergroßer Teil des Außenhandels des Exportweltmeisters wird noch in Dollar und Euro abgewickelt. Doch Chinas Währung fährt auf Expansionskurs. Seit vergangenem Jahr arbeitet etwa eine Renminbi-Clearing-Bank in Frankfurt; und die Europäische Zentralbank hat am Donnerstag ihren heißen Draht mit der People’s Bank of China (PBoC) getestet - bei drastischen Währungsschwankungen könnte darüber die »Feuerwehr« mit Devisenkrediten löschen helfen. Ähnliche Notfalleinrichtungen der Europäischen Zentralbank bestehen vor allem mit anderen großen Notenbanken.

Aus Sicht der Westmächte verbindet sich mit der Aufwertung im IWF die Hoffnung, dass China nicht noch mehr eigene Wege beschreitet. Mit der Asiatischen Infrastrukturinvestmentbank - an der sich Deutschland im Gegensatz zu den USA und Japan beteiligt hat - und der Neuen Entwicklungsbank der BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika baut Präsident Xi Jinping eigene Strukturen außerhalb der internationalen Finanzarchitektur auf. Nun fängt der IWF die neue globale Geldmacht wieder ein.

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