Ärger trotz Goldmedaille

Schwimmer Marco Koch verpasst Weltrekord knapp

  • Jörg Soldwisch, Netanja
  • Lesedauer: 2 Min.

Paul Biedermann ist auf der Schlussbahn seiner Karriere wieder »der Herr im Haus«, und Marco Koch ärgerte sich auch am Tag nach seinem famosen Goldrennen über den nur um einen Wimpernschlag verpassten Weltrekord. Ehrgeizig und erfolgreich präsentieren sich die beiden deutschen Vorschwimmer bei der Kurzbahn-EM in Israel. »Paul und Marcos Goldmedaillen überstrahlen natürlich alles«, sagte Bundestrainer Henning Lambertz. Seine Spitzenathleten hatten dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) mit zwei Siegen in nur zehn Minuten einen goldenen Donnerstag beschert und die Zuversicht für ein erfolgreiches Abschneiden 2016 auf der olympischen Langbahn in Rio gesteigert.

Koch dürfte dann sogar Favorit sein. Bei der EM 2014 auf der Langbahn in Berlin war der Darmstädter nicht zu schlagen, bei der WM im Sommer in Kasan auch nicht, und in Netanja demütigte er nun seine Rivalen geradezu. Doch statt sich über Gold, die deutsche Rekordzeit von 2:00,53 Minuten oder den großen Vorsprung von 1,46 Sekunden auf Olympiasieger Daniel Gyurta (Ungarn) zu freuen, war Koch auch am Freitag nicht in Feierlaune. »Die Freude überwiegt noch nicht, sondern der Ärger. Vor allem, nachdem ich das Rennen noch mal gesehen habe«, sagte Koch. Eine verpatzte Wende und ein suboptimaler Anschlag verhinderten den Weltrekord.

Koch sind derzeit Zeiten wichtiger als Platzierungen. Er weiß, dass in Rio die Karten neu gemischt werden. Gyurta wird die Niederlagen gegen Koch nicht auf sich sitzen lassen wollen, die auf den Bruststrecken traditionell starken Japaner werden zurückschlagen, die Amerikaner natürlich auch. Doch zurzeit ist Koch das Maß der Dinge. »Die Form stimmt, der Weg scheint der richtige zu sein«, sagte Heimtrainer Alexander Kreisel.

Das kann auch Biedermann von sich behaupten. Schon einen Tag vor dem Goldrennen über 200 m Freistil hatte der Weltrekordler über die doppelte Distanz Silber geholt. »Paul hat sich selbst und der Konkurrenz gezeigt, dass er über 200 Meter der Herr im Haus ist«, schwärmte Lambertz.

Das gilt jedoch nur für die europäische Konkurrenz, und Biedermanns größter Widersacher, Doppelolympiasieger Yannick Agnel aus Frankreich, war nicht am Start. Bei den australischen Meisterschaften waren gleich zwei Athleten deutlich schneller. »Wir sind auf einem guten Weg, aber noch nicht da, wo wir hinwollen«, sagte Biedermanns Heimtrainer Frank Embacher. Die Auftritte in Netanja seien aber »eine Motivation für Olympia«. SID/nd

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