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Schlaraffenland oder: Mit vollem Bauch tanzt es sich nicht gut

  • Lesedauer: 1 Min.

Als Pieter Bruegel der Ältere um 1567 sein Schlaraffenland malte, ahnte er gewiss nicht, dass die Darstellung eines umherlaufenden, durchgegarten Schweines mit einladendem Messer zwischen Nacken und Schulter auf sowohl tierschützerisch als auch essenspolitisch skeptische Blicke stoßen könnte. Die Vorstellung einer Welt ohne Hunger und Plackerei, in der das Nichtstun keine Überlebensgefahr bedeutet, sondern Faulheit zur Tugend wird, war seinerzeit eine populäre Sozialutopie. Später brachte das Bürgertum das Schlaraffenland als Negativbild gegen den dekadenten Geburtsadel in Stellung. Die neue Klasse glaubte sich durch Fleiß und Strebsamkeit zu unterscheiden. Auch unter Linken hatte das Schlaraffenland nicht immer einen guten Ruf: Sparsam, arbeitsam, folgsam sollte die historische Mission der Arbeiterklasse erfüllt werden. Worauf neuere Linke mit dem Ruf antworteten: »Wenn ich hier nicht tanzen kann, dann ist das nicht meine Revolution.« Eine Sache erscheint dabei nur halb durchdacht: Mit vollem Bauch tanzt es sich nicht so gut, oder? tos

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