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Asyl im alten Landtag

Andreas Fritsche über eine neue Bleibe für Flüchtlinge

Den Landtagsabgeordneten war die alte SED-Bezirksleitung auf dem Potsdamer Brauhausberg nicht mehr fein genug. Sie gaben das als Bruchbude oder Kreml bespöttelte Parlament auf, zogen vor zwei Jahren um in ein neu gebautes Landtagsschloss. Schon früh tauchte die Idee auf, den Brauhausberg zum Asylheim umzufunktionieren. Doch da hieß es zunächst abwehrend, das trutzige Gemäuer, das in den Jahren 1899 bis 1902 als Reichskriegsschule erbaut und so lange als Parteizentrale und als Parlament genutzt wurde, eigne sich ganz und gar nicht für diesen Zweck.

Tatsächlich sind Büros und ein Plenarsaal genauso wenig als Wohnung geeignet wie der Berliner Flughafen Tempelhof. Sie taugen allenfalls als vorübergehende Notunterkunft. Besser als Zelte und Turnhallen sind sie aber allemal. Darum geht es auch in Ordnung, wenn der Brauhausberg nun seit Montag die ersten 70 Flüchtlinge beherbergt. Sie müssen zwar zum Duschen in einen Container auf dem Hof, aber in den kommenden Monaten sollen ja Duschen im Gebäude nachgerüstet werden.

Brandenburg hat gegenüber Berlin den Vorteil, dass dort noch viele Wohnungen leer stehen, auf die zurückgegriffen werden kann. Beispielhaft dafür eine Auskunft aus Märkisch-Oderland: Auch wenn in diesem Landkreis 2016 noch einmal so viele Asylbewerber ankommen wie 2015, wäre die Unterbringung relativ problemlos zu bewerkstelligen. Natürlich ist eine Vorlaufzeit für Instandsetzungen notwendig. Für den Moment ist der akzeptabel hergerichtete Brauhausberg eine gute Lösung. Prinzipiell sollten Asylbewerber aber dennoch in Wohnungen leben.

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