Ein Kleinod in Backstein wird neu entdeckt

Sachsen-Anhalt: Hansestadt Werben poliert ihr Erbe auf

  • Barbara Hallmann, Werben
  • Lesedauer: 3 Min.

Es ist eines der ältesten Bauwerke in Sachsen-Anhalt: das romanische Haus in der Hansestadt Werben im Norden des Landkreises Stendal. Bis vor kurzem glaubte man in der 1100-Einwohner-Gemeinde, das Backstein-Kleinod sei im 12. Jahrhundert als Kapelle errichtet worden. Doch heute sind sich die Denkmalschützer sicher: Es wurde von den Johannitern als weltliches Gebäude errichtet. Die Stadt will das Haus jetzt wieder nutzen - denkbar ist ein Museum zur Geschichte der Johanniter.

»Dieses Haus war keine Kapelle. Die Johanniter bauten ein festes Haus aus Backsteinen, weil sie sich darin versammeln wollten und Urkunden sicher einlagern«, sagt Referatsleiterin Luise Schier vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. Heizmöglichkeit und eine Toilette seien Hinweise, dass es ein weltliches Gebäude war. In die Irre geführt hatte ein an die Wand gemaltes Ordenskreuz. »Dabei diente es nur als Erkennungs- und Schutzzeichen der Johanniter«, sagt Schier.

Doch was soll mit dem traditionsreichen Erbe werden? 2012 gründete sich in Werben ein Verein, der die Sanierung und Wiedernutzung der gesamten Johanniterkomturei, des Gründungsortes der Johanniter in Norddeutschland, voranbringen möchte. Der Verein dient der Stadtverwaltung als Ideengeber, in deren Besitz sich das Gelände wieder befindet. Nun wollen sich Verein und Stadt gemeinsam dem Projekt »Romanisches Haus« widmen.

Derzeit warten Bürgermeister und Stadträte der kleinsten deutschen Hansestadt auf eine Variantenstudie zur Sanierung, die der Rathenower Bauforscher und Architekt Wolfgang Bleis erstellt. Sie soll die Frage beantworten helfen, nach welchem Vorbild sich das Äußere des Hauses wieder herrichten ließe. Zur Auswahl stehen der Zustand der Romanik, der Gotik sowie die Sicherung und Herrichtung der aktuellen Ansicht.

Der größte Unterschied liegt in der Höhe des Hauses, erläutert Werbens Bürgermeister Jochen Hufschmidt: »Der Boden wurde über die Jahrhunderte aufgeschüttet. Heute betreten wir das Haus eigentlich nicht im Erdgeschoss, sondern in der ersten Etage.« Könne man das aufgeschüttete Erdreich wieder abtragen, komme auch wieder zur Geltung, wie bedeutend das Haus im Mittelalter gewirkt habe, sagt Hufschmidt.

Finanzielle Mittel für den Erhalt des Gebäudes stehen aus dem Förderprogramm zum städtebaulichen Denkmalschutz bereit, über das die Hansestadt 80 Prozent der Baukosten finanzieren möchte. Weitere 20 000 Euro würde der Johanniterorden für das Bauvorhaben spenden. Darüber - so hofft der Bürgermeister - könnten die notwendigen 20 Prozent Eigenanteil abgedeckt werden.

»Wir sind sehr daran interessiert, dass es mit dem romanischen Haus jetzt endlich voran geht«, sagt Martin von Gehren, Kommendator der Provinzial-Sächsischen Genossenschaft des Johanniterordens. Er hat auch ein Nutzungskonzept für den Bau im Kopf: Eine Ausstellung zur bald tausendjährigen Geschichte der Johanniter fände von Gehren eine gute Variante. dpa/nd

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