nd-aktuell.de / 28.01.2016 / Brandenburg / Seite 12

Russen übernehmen PCK Raffinerie

Mineralölgesellschaft Rosneft wird Mehrheitsgesellschafter in Schwedt

Uwe Werner
Die PCK Raffinerie wurde in der DDR erbaut, um sowjetisches Erdöl aufzunehmen und zu Benzin zu verarbeiten. Die russische Rosneft AG ist schon Miteigentümer und wird 2016 Mehrheitsgesellschafter.

»2015 haben wir mehr als 11,6 Millionen Tonnen Rohöl verarbeitet«, sagte Jos van Winsen, Geschäftsführer der PCK Raffinerie GmbH in Schwedt, am Dienstagabend beim traditionellen Neujahrsempfang des Unternehmens. 2014 waren es 11,4 Millionen Tonnen gewesen. »Der Umsatz lag 2015, wie schon im Jahr zuvor, bei 2,1 Milliarden Euro«, ergänzte van Winsen. »Das heißt, dass wir durch die tolle Arbeit der ganzen Belegschaft mit dem besten Ergebnis seit langem auf ein Rekordjahr zurückblicken können.«

Die Benzinproduktion stieg im Vergleich zum Vorjahr um 300 000 Tonnen auf 3,2 Millionen Tonnen. Außerdem wurde erneut mehr als eine Million Tonnen Heizöl hergestellt, und es wurden 3,9 Millionen Tonnen Dieselkraftstoff produziert, was ein Plus von 200 000 Tonnen bedeutet. Damit konnte sich die Raffinerie mit aktuell 1300 Beschäftigten, darunter 78 Auszubildende, auf einem hart umkämpften Markt behaupten. Sie gehöre weiterhin zu den effizientesten in Europa, hob van Winsen hervor.

Der Geschäftsführer informierte darüber, dass Total seine 16,67 Prozent Anteil an der PCK Raffinerie GmbH zum 1. Dezember 2015 an die russische Mineralölgesellschaft Rosneft verkauft hatte. Rosneft hielt bereits zuvor einen Anteil von 18,75 Prozent über die Ruhr Oel GmbH. Damit ist Rosneft schon zweitgrößter Anteilseigner.

Eigentümer der Raffinerie sind mit je 37,5 Prozent Shell und die Ruhr Oel GmbH. Ruhr Oel gehört zu gleichen Teilen Rosneft und BP. Die AET-Beteiligungsgesellschaft mbH besitzt die übrigen 25 Prozent der PCK Raffinerie GmbH. An der AET ist Rosneft ebenfalls beteiligt - mit 16,67 Prozent.

»Noch in diesem Jahr will der russische Ölkonzern Rosneft die BP-Anteile übernehmen und avanciert mit dann 54,17 Prozent zum Mehrheitsgesellschafter der PCK«, rechnete Geschäftsführer van Winsen vor. Die Mitteilung veranlasste einen Gast des Neujahrsempfangs, den Niederländer van Winsen zu fragen, ob dieser sich schon um einen Sprachkurs bemüht haben, um Russisch zu lernen.

Boss von Rosneft ist Igor Sechin. Früher ist er Vizechef in der Verwaltung des russischen Präsidenten Wladimir Putin gewesen und befasst mit der Affäre um den Oligarchen und Milliardär Michail Chodorkowski und mit der Zerschlagung von dessen Ölkonzern Yukos.

Im April 2016 steht in der PCK Raffinerie ein planmäßiger Großstillstand für bis zu fünf Wochen an. Während der gezielten Stilllegung von Anlagen werden wieder einmal Wartungsarbeiten durchgeführt und wichtige Neuinvestitionen getätigt. Die Kosten bezifferte van Winsen auf rund 120 Millionen Euro.

Die PCK Raffinerie GmbH gehört zu den größten Unternehmen in Brandenburg und ist das bedeutendste Unternehmen in der Uckermark. Hauptprodukte sind Diesel, Benzin, Kerosin, Flüssiggas, Heizöl und Bitumen. PCK war nach eigenen Angaben eine der ersten Raffinerien in Deutschland, die Biokraftstoffe selbst eingesetzt hat. Sie stellt auch Komponenten für Biokraftstoffe her.

Am 11. November 1960 war der Grundstein für die Raffinerie gelegt worden. Am 18. Dezember 1963 weihte der DDR-Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht (SED) den Betrieb ein. Gerade war damals die Erdölleitung »Freundschaft« fertiggestellt, durch die der Rohstoff bis in die DDR floss. Die Erdölleitung darf nicht verwechselt werden mit der Erdgastrasse »Druschba« (russischer Begriff für Freundschaft). Die Druschba-Trasse war der von Bauarbeitern aus der DDR errichtete Abschnitt der Erdgasleitung »Sojus«, die von der Sowjetunion nach Westen führte.

Als die Erdölleitung »Freundschaft« im Dezember 1963 feierlich in Betrieb genommen wurde, gab Walter Ulbricht in Schwedt das Kommando: »Schalten Sie die Automatik auf ›Schieber auf‹ und geben Sie dem sowjetischen Erdöl aus der Erdölleitung ›Freundschaft‹ den Weg in das Tanklager der Deutschen Demokratischen Republik frei, damit es zum Ruhme der Erbauer der gigantischen Leitung, für den gegenseitigen Nutzen und den Wohlstand unserer Völker, für die ökonomische Überlegenheit des sozialistischen Weltsystems und die Erhaltung des Friedens fließe.«

Die Raffinerie in Schwedt hieß früher Petrolchemisches Kombinat (PCK). Nur in der abgekürzten Form PCK blieb der als Marke eingeführte Name erhalten. Am 1. Juli 1991 erfolgte die Privatisierung.