Ausgewachsen

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Als es zur Welt kam, erklärte es das US-amerikanische Nachrichtenmagazin »Time« zur Erfindung des Jahres 2007. Es war schick, handlich und man konnte mit seinem Touchscreen Sachen machen, die andere Handys noch lange nicht konnten. Das iPhone ist der Prototyp des Smartphones für jeden. Und es beschert Apple seit Jahren prall gefüllte Kassen. Rund zwei Drittel seines Umsatzes macht der Konzern mit dem intelligenten Telefon. Im Geschäftsjahr 2015 belief sich dieser auf insgesamt 234 Milliarden US-Dollar, rund 53 Milliarden davon verblieben als Gewinn. Das iPhone machte das Unternehmen aus dem Silicon Valley zum teuersten der Welt.

Auch im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2016, der das Weihnachtsfest umfasst, sorgte das iPhone noch mal für Rekordgewinne. Doch geht die Erfolgsstory nun wohl zu Ende. »Der iPhone-Absatz wird zurückgehen«, sagte Apple-Chef Tim Cook am Dienstagabend. Im Vergleich zum Vorjahr legte der Verkauf im letzten Quartal weltweit um nur 311 000 Stück zu - bei insgesamt knapp 75 Millionen. Das Wunderding hat sich jetzt ausgewachsen: Eine Hiobsbotschaft für einen Konzern, der nur satte Steigerungen kennt.

Apples Problem: Der Smartphonemarkt ist mittlerweile hart umkämpft. Es buhlen dort Dutzende Anbieter um die Gunst der Kunden. Und das iPhone ist mit einem durchschnittlichen Verkaufspreis von 691 US-Dollar die Luxusvariante, die sich nicht jeder leisten kann. Eine neue Cash-Kuh, die der Konzern melken könnte, ist auch nicht in Sicht. Der Umsatz bei den iPads brach um 21 Prozent ein und andere groß angekündigte Produkte wie die iWatch entwickeln sich zum Ladenhüter.

Jemand, der die Lunte wohl schon gerochen hat, ist Foxconn. Der taiwanesische Auftragsfertiger baut für Apple und Co. die Smartphones zusammen. Vergangene Woche machte das Gerücht die Runde, dass er den japanischen Elektrokonzern Sharp übernehmen will. Vielleicht bereitet sich Foxconn so darauf vor, dass die Aufträge von Apple bald zurückgehen. Seine ausgebeuteten Arbeiter könnten dann eigene Waren zusammenbauen.

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