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Marktschwärmerei bietet auch in Leipzig direkten Kontakt zum Erzeuger

  • Heidrun Böger
  • Lesedauer: 3 Min.

Man bestellt über die Plattform www.marktschwaermer.de, bezahlt online und holt die Produkte - Obst, Gemüse, Fleisch, Wurst, Eier, Aufstriche und Feinkost - dann zu einem festgelegten Termin an einem festen Ort ab. In diesem Fall ist das das »HAL Atelierhaus« in der Hildegardstraße 49 im Leipziger Osten. Der Verein »Helden wider Willen«, der die beiden Atelierhäuser betreibt, ist der Mittler vor Ort.

Die Vereinsvertreterin Ariane Jedlitschka sagt: »Die Idee der Marktschwärmerei passt perfekt zu unserem Konzept der Nachhaltigkeit.« Und Mitstreiterin Sophia Brock ergänzt: »Die Idee hat Zukunft.« Ihr Verein betreibt die beiden Atelierhäuser auch als Anlaufstelle für Künstler aus dem In- und Ausland und vergibt Arbeits- und Aufenthaltsstipendien. Verschiedene Werkstätten und ein Hofgarten sind im Entstehen. Gefördert wird das Atelierhaus-Projekt vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung.

Insofern passt die Idee des sozial und ökologisch orientierten Netzwerkes Marktschwärmer zum Atelierhaus. Auch hier geht es um besseres Zusammenleben. Die Dependance unter dem Namen »Hildes Bauernmarkt« hat der Verein gerade erst eröffnet. Am 1. Juni von 16 bis 18 Uhr konnten sich erstmals Leipziger ihren Warenkorb in der Hildegardstraße 49 abholen. Etwa 20 Bestellungen gingen vorher ein. »Nicht schlecht für den Anfang«, so Sophia Brock. Etwa 200 Mitglieder hat die Marktschwärmerei in der Hildegardstraße momentan.

Die Erzeuger sind zum Beispiel eine Apfelmosterei aus Leipzig, ein Geflügelhof in Grimma und ein Käseveredler aus Gößnitz. Etwa 15 Erzeuger sind es in dieser Marktschwärmerei. Sie bieten 325 Produkte. Viele beliefern auch Leipziger Bioläden. Zum Prinzip der Marktschwärmerei gehört, dass die Erzeuger oft vor Ort sind. So lernt man die Menschen kennen, die das Essen herstellen. »Wo das nicht möglich ist, übernehmen wir die Übergabe«, sagt Ariane Jedlitschka vom Verein »Helden wider Willen.«

Ein Liter Milch kostet 1,45 Euro, zehn Eier 2,70. Vom Verkaufspreis bekommt acht Prozent die zentral für Deutschland betriebene Marktschwärmer-Internetplattform, acht Prozent die Niederlassung vor Ort, in dem Fall der Verein »Helden wider Willen«. Den großen Rest erhält der Erzeuger, kein Einzel-, kein Großhändler ist zwischengeschaltet. Es gibt keinen Mitgliedsbeitrag und keinen Mindestbestellwert. Wer keine Zeit hat, am Donnerstag seinen Warenkorb von 16 bis 18 Uhr abzuholen, kann Timmi Transport beauftragen. Sophia Brock: »Das ist eine Mitfahrzentrale für Pakete, noch ganz neu in Leipzig.« Jeder kann online einen Auftrag vergeben oder selbst annehmen und dann eine Belohnung kassieren.

Noch ist die Marktschwärmerei ein junges Projekt in Leipzig, auch wenn es deutschlandweit bereits 84 Niederlassungen gibt mit etwa 30 000 Mitgliedern. Eröffnen kann eine Marktschwärmerei übrigens jeder.

https://marktschwaermer.de

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