Immer weniger Flüchtlinge kommen nach Deutschland

Seit Monatsbeginn nur knapp 5200 Flüchtlinge angekommen / Bundespolizei: Durchschnittlich 185 Neuankömmlige am Tag / Mazedonische Grenze bleibt mindestens bis Ende des Jahres dicht

  • Lesedauer: 3 Min.
Nicht nur das schlechte Wetter ist für die sinkenden Zahlen verantwortlich. Auch die Grenzschließungen auf der Balkanroute tragen dazu bei. Hilfsorganisationen kritisieren, dass »reiche Länder« zu wenig Flüchtlinge aufnehmen.

Potsdam. Seit Anfang März sind bislang nur noch 5182 Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Das geht aus einer Aufstellung der Bundespolizei hervor, die am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP vorlag. Die Zahl der von der Bundespolizei bei der Einreise nach Deutschland registrierten Flüchtlinge lag damit bei durchschnittlich 185 am Tag.

Die meisten Neuankömmlinge seit Anfang März zählte die Bundespolizei demnach am 3. März mit 585. Am wenigsten Flüchtlinge kamen den Angaben zufolge am Ostermontag, für den die Zahl der Registrierten bei 75 liegt.

Die im Vergleich zu den Vormonaten geringe Zahl könnte einerseits auf das schlechte Wetter zurückzuführen sein. Hauptgrund ist aber, dass die sogenannte Balkanroute nach Grenzschließungen seit einiger Zeit weitgehend dicht ist. Bis zum Jahresende will der Balkanstaat Mazedonien seine Grenzen geschlossen halten. Das beschloss das mazedonische Parlament am Montag, wie die Medien des Landes übereinstimmend berichten. Das Parlament verlängerte demnach die Ausrufung des Notstandes von August 2015, die den Einsatz des Militärs an den Landesgrenzen rechtfertigt.

Tagebuch aus Calais: Wege aus dem Jungle…
Ostern zwischen jaulenden Notstromgeneratoren, beschädigten Unterkünften und einer langen Bedarfsliste. Noch immer werden Sprachunterricht, Laptops, WiFi und Medienzugang dringend in Calais gebraucht.

Bei dem Beschluss sei es vor allem um die Grenzen zu Griechenland und Serbien gegangen, berichten griechische Medien. Bereits seit Februar 2016 ist die Grenze zu Griechenland im Süden Mazedoniens de facto dicht.

Im griechischen Grenzort Idomeni haben sich seither rund 12.000 Menschen versammelt, die auf die Öffnung der Grenzen warten. Sie leben dort unter schlechten Bedingungen in einem provisorischen Lager. Bemühungen der griechischen Regierung, die Menschen in organisierte Auffanglanger im Landesinneren zu bringen, scheitern bisher. Weil immer wieder Gerüchte aufflammen, wonach die Grenze doch noch öffnen könnte, warten die Menschen vor Ort ab.

Über die Balkanroute kamen seit dem vergangenen Jahr von Griechenland aus hunderttausende Menschen, die meisten von ihnen hatten als Ziel Deutschland.

Helfer kritisieren reiche Länder: Zu wenig syrische Flüchtlinge

Nach einer Erhebung der internationalen Hilfsorganisation Oxfam sind reiche Länder bislang nur zur Aufnahme eines Bruchteils der 4,8 Millionen syrischen Kriegsflüchtlinge bereit. »Damit bleiben sie weit hinter ihren gerechten Anteilen zurück«, kritisierte Oxfam in der am Dienstag in Berlin vorgelegten Studie. Im Vorfeld einer UN-Syrien-Konferenz in Genf appellierte die Organisation an wohlhabende Länder, rasch wenigstens zehn Prozent der geflohenen Syrer eine neue Heimat zu bieten.

Das wären derzeit etwa 480 000 Menschen. Bislang hätten alle als reich eingestuften Staaten zusammengenommen lediglich Plätze für 132 730 Syrer zugesagt. Nur vier reiche Länder hätten »ihren gerechten Anteil an humanitärer Aufnahme übertroffen«: Deutschland, Australien, Kanada und Norwegen. Finnland, Island, Schweden und Neuseeland würden jeweils mehr als die Hälfte ihres gerechten Anteils an syrischen Flüchtlingen beherbergen. Weit zurück lägen unter anderem Frankreich, die Niederlande und die USA.

Bei der Genfer Konferenz hoffen die UN auf freiwillige Zusagen möglichst vieler Staaten zur Aufnahme von Syrern in den nächsten Jahren. Das eintägige Treffen wird am Mittwoch von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon eröffnet. Agenturen/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal