Nachhaltige Verwüstungen

Jürgen Amendt über die langlebigen Folgen des neoliberalen Putsches in Chile

  • Lesedauer: 1 Min.

Als General Augusto Pinochet 1973 putschte, jubelten die Chicago Boys. So nannte sich eine Gruppe von chilenischen Wirtschaftswissenschaftlern, die fast alle an der Universität in Chicago studiert hatten und deren Spiritus rector der US-Ökonom Milton Friedman war. Ihr Credo war der totale freie Markt sowie die staatliche Deregulierung und Privatisierung des öffentlichen Sektors.

Friedmans »Jungs« tobten sich nicht nur in Chile aus, sie hinterließen auch in anderen lateinamerikanischen Ländern eine Spur der Privatisierungsverwüstungen. Kein Sektor der Gesellschaft wurde davon verschont, aber in keinem Sektor sind die Spuren so nachhaltig wie im Bildungswesen. Die Privatisierung von Schulen und Hochschulen hat nicht nur die soziale Spaltung der Gesellschaft verschärft, sie beeinflusst bis heute das Denken und Fühlen der Bürger. Milton Friedman und die ihm nachfolgenden Ökonomen gaben die Maxime aus: »Wenn jeder an sich selbst denkt, ist an alle gedacht«.

Das Ergebnis ist eine weitgehende Entsolidarisierung der gesellschaftlichen Gruppen und des Einzelnen. Diese nachhaltigen Verwüstungen des Geistes und des Empfindens sind nicht auf die Schnelle durch Regierungs- und Parteiprogramme zu beseitigen. Dazu braucht es Zeit - viel Zeit.

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