Acht Mal Gold im Viererbob

Erstmals in der langen Geschichte des Bobsports teilen sich zwei deutsche Mannschaften den Titel

  • Thomas Weitekamp, Königssee
  • Lesedauer: 3 Min.

Die deutschen Bobpiloten haben bei der Heim-WM am Königssee ein bislang einmaliges Kapitel Sportgeschichte geschrieben. Francesco Friedrich und Johannes Lochner wurden zeitgleich Weltmeister im Vierer, zudem komplettierte Nico Walther als dritter Deutscher das Podest für nur eine Nation. All das hatte es in 93 Jahren Bob-WM zuvor nie gegeben.

Zwölf Monate vor Olympia 2018 in Pyeongchang nutzten die Athleten des deutschen Verbandes BSD ihren Heimvorteil optimal und untermauerten ihren Anspruch auf Medaillen bei den kommenden Winterspielen: In Südkorea wollen Lochner, Friedrich und Co. endlich die Schmach von 2014 wettmachen, als die deutschen Bobs in Sotschi komplett leer ausgegangen waren.

Vor allem Friedrich und Lochner ist nun einiges zuzutrauen, die Entscheidung zwischen den Spitzenpiloten nach vier Läufen am Sonntag wurde zum Herzschlagfinale. Noch vor dem letzten Lauf lag eine Hundertstel zwischen beiden. »Wir sind beide Weltmeister, das gab es noch nie, perfekt«, jubelte Friedrich. Für Lochner war der Ausgang des WM-Rennens der »absolute Wahnsinn, unfassbar«.

Walther hielt zudem Titelverteidiger Oskars Melbardis aus Lettland um 13 Hundertstelsekunden hinter sich, damit war der Dreifachtriumph perfekt. 1997 in St. Moritz hatte die Schweiz schon einmal an einem solchen Rekord geschnuppert, die Gastgeber belegten im Vierer das komplette Podium. Wenige Stunden nach dem Rennen wurden aber alle Schweizer wegen irregulärer Kufen disqualifiziert, Wolfgang Hoppe »erbte« damals den WM-Titel.

Friedrich hält nun die Titel im großen und kleinen Schlitten, Lochner ist Welt- und Europameister in der Königsdisziplin. Ohne Zweifel wird Deutschland in die Olympische Saison mit dem Anspruch starten, um zwei Goldmedaillen zu kämpfen. Die Zweierkonkurrenz dominiert Friedrich ohnehin fast nach Belieben, seit Jahren werden ihm grundsätzlich auch Erfolge im Vierer zugetraut. Nun bestätigte er sein Potenzial erstmals bei einem Großereignis. Lochner hingegen bestreitet erst seit diesem Winter regelmäßig Weltcuprennen im großen Schlitten, dennoch fährt er schon auf Weltklasseniveau.

Zuvor hatten auch die deutschen Skeletonsportler am Königssee den größten WM-Triumph seit 13 Jahren gefeiert. Die 22-jährige Jacqueline Lölling krönte sich schon am Samstag zur jüngsten Weltmeisterin der Geschichte und verwies Titelverteidigerin Tina Hermann (Königssee) auf den zweiten Rang. Am Sonntag wurde Axel Jungk (Oberbärenburg) zudem erstmals Vizeweltmeister. Erfolgreicher waren Deutschlands Skeletonis nur 2004 ebenfalls am Königssee, als Frauen (Gold für Diana Sartor, Bronze für Kerstin Jürgens) und Männer (Silber für Florian Grassl, Bronze für Frank Kleber) insgesamt vier WM-Medaillen eingefahren hatten. Auch hier darf der BSD damit auf ein starkes Abschneiden bei den Winterspielen in Südkorea hoffen.

Lölling krönte mit ihrem Titelgewinn eine starke Saison. »Es ist unbeschreiblich, ich kann das Ganze noch gar nicht richtig verstehen«, sagte Lölling: »Ich hoffe, da kommt in den nächsten Jahren noch ganz viel von mir.« Jungk sorgte zum Abschluss für die erste WM-Medaille der deutschen Männer seit fünf Jahren. Den 25-Jährigen trennten letztlich nur 0,37 Sekunden vom alten und neuen Weltmeister Martins Dukurs. SID/nd

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