Taxi-Plattform Uber mit Preis-Problemen

Fahrer in New York wurden nicht angemessen bezahlt / In Zukunft will Uber mittels »predictive pricing« einzelne Kunden mehr zahlen lassen

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Uber hat zweieinhalb Jahre lang den Anteil seiner New Yorker Fahrer am Fahrpreis falsch berechnet und muss jetzt Millionen nachzahlen. Der Fahrdienstvermittler holte sich seinen Anteil von rund 25 Prozent nicht wie vereinbart nach Abzug aller Steuern, sondern vom Bruttoerlös, wie das Unternehmen am späten Dienstag einräumte. Pro Fahrer werden im Schnitt 900 Dollar fällig, erklärte die für Nordamerika zuständige Managerin Rachel Holt dem »Wall Street Journal«.

Uber nennt zwar keinen Gesamtbetrag. Aber da eine Vereinigung unabhängiger Fahrer davon ausgeht, dass in New York rund 50.000 Menschen für Uber Fahrgäste befördern, könnte die Rechnung 45 Millionen Dollar erreichen. Einen ähnlichen Fehler räumte Uber kürzlich auch in Philadelphia ein und musste mehrere Millionen Dollar nachzahlen. Das Problem wurde dem Unternehmen zufolge beim Erstellen einer detaillierteren Abrechnung für Fahrer entdeckt.

Auch das neue Preissystem von Uber sorgt dafür, dass die Kluft zwischen dem, was die Firma verdient und was ihre Fahrer bekommen größer wird. In einem Bloomberg Interview gab die Vermittlungsplattform am Freitag zu ein neues System zur Berechnung der Fahrpreise einzusetzen. Bisher wurde der Fahrpreis nach Distanz, Fahrdauer und nach der Höhe der Nachfrage berechnet.

Beim neuen »route based pricing«, dass zunächst in 14 US-Städten getestet wird, soll dagegen für jeden Kunden ein individueller Preis angeboten werden. Predictive pricing nennt sich diese Technik bei der mittels komplizierter Algorithmen der Höchstpreis geschätzt wird, den ein Kunde bereit ist zu zahlen. Auch in Deutschland wird diese von Verbraucherschützern kritisierte Technik von Unternehmen eingesetzt. So sollen künftig Kunden, die etwa wenn er nach einem Konzert unbedingt nach Hause wollen oder in eine reiche Nachbarschaft fahren mehr zahlen.

Erste Experimente mit dem neuen Preismodell hat Uber bereits letztes Jahr begonnen, doch die Fahrer wurden weiterhin nach dem alten System der Berechnung der Fahrtkosten bezahlt. Nach Bekanntwerden des neuen Preissystems sollen Uber-Fahrer dieses nun in den neuen Geschäftsbedingungen für Fahrer akzeptieren. Die Gewinne aus höheren Preisen einzelner Kunden will die Plattform in Zukunft einbehalten, nicht beteiligt an diesen höheren Einnahmen werden offenbar die Fahrer.

Uber tappt gerade von einer Negativ-Schlagzeile zur nächsten. Bereits im Januar sagte die Firma zu, an Fahrer 20 Millionen Dollar auszuschütten, nachdem die Handelsbehörde FTC Uber vorwarf, die Verdienstaussichten übertrieben zu haben. Nach Vorwürfen einer Software-Entwicklerin prüft das Unternehmen tiefgreifend Fälle von Diskriminierung und Sexismus. Mitgründer und Chef Travis Kalanick musste versprechen, erwachsener zu agieren, nachdem das Video seiner hitzigen Diskussion mit einem Uber-Fahrer veröffentlicht wurde. mit dpa

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