Kooperation zwischen ungleichen Partnern

Die Städtepartnerschaft Berlin-Lichtenberg mit Maputo-KaMubukwana in Mosambik kommt der Umwelt zugute

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 4 Min.

Mosambik ist das »grünste Land« der Welt, das Land mit den geringsten CO2-Emissionen pro Kopf. Und Mosambik ist neben Malawi laut dem Klimarisiko-Index am stärksten von Extremwetterereignissen durch den Klimawandel betroffen, der durch CO2-Emissionen vor allem in den Industriestaaten befeuert wurde. Wie macht sich das bemerkbar?
Chadreque Massingue: Wenn es nicht regnet, gibt es extreme Dürre. In Mosambik und in der ganzen Region im südlichen Afrika wechseln sich quasi Dürre und Überflutungen mit unterschiedlicher Intensität ab. Ein wegen des Klimawandels veränderter El-Niño-Strom im Pazifik soll schuld daran sein. Besonders dramatisch war es zuletzt 2015 und 2016.

Was bedeutet das für die Landwirtschaft?
Massingue: Die Landwirtschaft, von der ein Großteil der mosambikanischen Bevölkerung lebt, leidet darunter. 2016 starb viel Vieh, die Ernte brach massiv ein. Die traditionelle Landwirtschaft, die auf feste Regenzeiten setzt, kommt mit dem Wandel nicht klar. Deswegen arbeitet das Landwirtschaftsministerium zusammen mit den Bauern und Agrarunternehmen daran, klimaresistentere Sorten zu entwickeln, die weniger Wasser brauchen.

Zu den Personen

Sergio Cuacua, Leiter des Umweltbildungsprojekts, Herculano Matimbe, Lehrer an der Malhazine-Oberschule und Leiter der schulischen Umweltklubs sowie Chadreque Massingue vom Amt für Internationales der Stadt Maputo waren im Mai in Berlin. Im Stadtbezirk KaMubukwana wollen sie gemeinsam mit der Hilfsorganisation SODI und dem Bezirk Lichtenberg das Umweltbewusstsein steigern und die Lebenssituation der Menschen verbessern.

Bieten Kooperativen wie in KaMubukwana in der Hauptstadt Maputo Vorteile, um der Herausforderung Klimaanpassung gewachsen zu sein?
Sergio Cuacua: Es hat viele Vorteile, zusammenzuarbeiten. So gibt zwischen den Bauern, ein Erfahrungsaustausch, der beim Finden von Lösungsansätzen hilft. Zum Beispiel können Setzlinge ausgetauscht werden, sodass mehr Kleinbauern auf dürreresistentere Sorten zurückgreifen können. Auch das gemeinsame Organisieren von Verkaufsmärkten ist hilfreich.

Der Aufbau eines Umweltbildungszentrums, das von SODI gemeinsam mit den Stadtbezirken Berlin-Lichtenberg und Maputo-KaMubukwana gefördert wird, gehört zu den Projekten im Rahmen der Städtepartnerschaft Lichtenberg-Maputo. Wie steht es um das Umweltbewusstsein in Maputo?
Massingue: Das nimmt zu. Die Menschen bekommen die Folgen des Klimawandels mit und werden deswegen für Umweltfragen sensibilisiert. Das Wissen nimmt aus Erfahrung zu. Allein weil zum Beispiel an einem Tag es kein Trinkwasser in diesem Viertel gibt und an einem anderen Tag in jenem, weil die Flüsse wegen der Dürre trocken liefen.

Mit welchen Methoden wird Umweltbewusstsein vermittelt?
Cuacua: Zum Beispiel stellen wir natürlichen Kompost her, um damit die Felder zu düngen und diese Methode bringen wir den Menschen nahe. Damit wollen wir demonstrieren, dass es nicht notwendig ist, chemischen Dünger einzusetzen, der die Böden schnell auslaugt, sondern mit natürlichem Kompost langfristig wesentlich mehr aus dem Boden herausgeholt werden kann und das schonend.

Nehmen die Bauern diese Methoden an?
Cuacua: Ja. Die Bauern sind in die Erarbeitung der Methoden eingebunden und deswegen kommen die Methoden auch überwiegend positiv an. Ihnen werden nicht Methoden vorgesetzt, sondern gemeinsam mit ihnen entwickelt wie beim organischen Kompost. Noch ist dieses Projekt in der Entwicklungsphase, noch wurde kein Kompost in großem Maßstab an die Bauern verteilt. Wenn die Bauern dann die positiven Ergebnisse registrieren werden, wird dies dem Umweltbewusstsein einen weiteren Schub geben.

Wie verläuft die Kooperation in der Städtepartnerschaft Berlin-Lichtenberg und Maputo-KaMubukwana rund um die Kooperative? Auf Augenhöhe oder gibt Berlin den Ton an, weil es mehr Ressourcen hat und weiter entwickelt ist?
Cuacua: Also es ist keinesfalls eine Diktatur von Lichtenberg über Maputo-KaMubukwana ... Spaß beiseite, es ist eine Kooperation zwischen ungleichen Partnern. Sicher lässt sich die Wirklichkeit nicht verneinen, dass das Geld aus einer Richtung kommt. Nichtsdestotrotz werden alle Projekte gemeinsam entwickelt und umgesetzt.

Lässt sich das für die ganze Städtepartnerschaft verallgemeinern?
Massingue: Ja. Das gilt generell. Es gibt auf vielen Ebenen eine gute Kooperation und einen guten Austausch der Ideen, nicht nur beim Umweltschutz. Das zeigt auch der Besuch hier in Berlin. Auf dieser Basis wollen wir weiterarbeiten und auch künftig Projekte entwickeln.

Ein anderes Projekt ist an der Malhazine Schule angesiedelt, was genau passiert dort?
Herculano Matimbe: Im Zuge eines Bildungsprojekts wurden an drei Schulen insgesamt sogenannte Umweltclubs gegründet. An der Malhazine Schule nehmen daran 60 Schüler teil. Da geht es auch um die Entwicklung von Umweltbewusstsein und konkreten Umweltschutz. Zum Beispiel wird Glas, Plastik und Papier getrennt und recycelt und zum Beispiel für Kunstworkshops verwendet. Umweltbildung wird auch über Theatergruppen gefördert, es werden Gedichte, Gesang und Texte vorgetragen, die sich mit Umweltbelangen auseinandersetzen und konstruktive Ratschläge geben. Schlussendlich geht es darum, dass diese Ansätze nicht auf die drei Schulen begrenzt bleiben sondern auf die ganze Kommune und andere Schulen auszuweiten.

Welche Rolle spielt SODI im Kontext dieser Projekte aus mosambikanischer Sicht?
Massingue: SODI spielt eine fundamentale Rolle dabei, die Projekte umzusetzen. Zwar ist SODI nicht der implementierende Akteur, das ist die Verwaltung von KaMubukwana, aber die Projektdurchführung wird von SODI begleitet. Es finden regelmäßige Skype-Konferenzen statt, in denen sich über den Projektfortgang ausgetauscht wird und SODI seine Expertise einbringt. Das ist sehr hilfreich.

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