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Philosophische Fakultät in Marburg besetzt

Aktion soll Kritik am »kapitalistischen Normalzustand« zum Ausdruck bringen und Freiraum für selbstorganisierte Alternativen ermöglichen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. In Marburg haben linke Aktivisten die Philosophische Fakultät besetzt. Mit der Aktion soll unter anderem Kritik am »kapitalistischen Normalzustand« demonstriert werden. An der Fassade des Gebäudes waren Transparente zu sehen, die sich unter anderem gegen den um strittenen G20-Gipfel in Hamburg wandten.

Derzeit würden »Kriege, Umweltzerstörung, postkoloniale Ausbeutung und Flucht« immer deutlicher den »ihm inhärenten Krisenzustand« zeigen, heißt es in einer Erklärung der Besetzer unter der Überschrift »Entweder das schöne Leben oder nichts!« Immer offener zeige sich auch die Gewalt der politischen Verhältnisse unter kapitalistischen Bedingungen. »Viele sehnen sich in dieser Phase nach Sicherheit und Stabilität und suchen diese in reaktionären Lösungen wie Nationalismus«, heißt es darin weiter.

Mit der Besetzung soll aber nicht nur allgemeine Kritik an den Verhältnisse bekundet werden. Die Aktivisten ziehen auch eine Linie zu den konkreten Umständen an der Marburger Universität. Krisenerscheinungen würden sich auch in der Stadt niederschlagen, etwa in Form von drastischen Kürzungen im sozialen und kulturellen Bereich. Davon seien auch »viele selbstverwaltete alternative Kulturorte« betroffen. Zeitgleich scheine für »den Bau von Repräsentativbauten wie einer neuen Stadthalle« jedoch enorme Geldsummen vorhanden zu sein. Verwiesen wird in der Erklärung der Besetzer auf steigende Mieten.

Die Besetzung der Philosophischen Fakultät soll nun dazu beitragen, »einen Raum zu schaffen um uns zu bilden und zu vernetzen, zu diskutieren und alternative Kultur zu genießen«. Dabei steht die Universität als »Ort der Wissensproduktion für die kapitalistische Verwertung« in der Kritik. Dem wolle man »Visionen von Bildung und Wissenschaft« entgegensetzen, »die der Befreiung von Individuum und Gesellschaft dienen, die Menschen befähigen sich und ihre Umwelt gemeinsam nach ihren Bedürfnissen zu gestalten«.

Den Aktivisten geht es nicht zuletzt darum, sich »solidarisch auf die vielen Kämpfe, Aktionen und Organisierungen von Menschen weltweit« zu beziehen, die ähnliche Ziele verbindet. Erinnert wird in diesem Zusammenhang an Proteste »gegen den heteronormativen Normalzustand« wie in Argentinien, gegen Sozialabbau in Frankreich und gegen Rassismus in den USA. Offenbar sehen die Besetzer auch eine gewisse Dynamik in Richtung Selbstverwaltung – gerade Jugendproteste würden auch in der Bundesrepublik in Besetzungen wie aktuell in Bochum, Münster, Berlin, Hamburg und zuletzt in Kassel und Frankfurt sichtbar. nd

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